Zum zweiten Mal auf der Langdistanz

Es sagen ja viele, dass der zweite Antritt auf einer Triathlon-Langdistanz schwieriger ist als der erste. Dass es auch für mich letztes Wochenende beim IRONMAN Austria in Klagenfurt schwieriger war als vor einem Jahr, lag vor allem an ein paar Umständen, die ich nur bedingt beeinflussen konnte.

Der Zeitplan für den Sonntag sah aufstehen um 3:45 und Frühstück um 4:00 vor. Zu Fuß ging es dann vom Hotel zur Wechselzone, um das Rad aufzupumpen und die Flaschen, Nüsse und Datteln herzurichten – nicht zu vergessen die Käsesemmel in den blauen Sack zu geben für den Beginn der Radstrecke. Dann ging es weiter zum Strandbad. IMG_4505 Da angesichts der Wassertemperaturen von über 26° bereits am Vortag ein Neoprenverbot ausgesprochen worden war, ging das Umziehen recht schnell und ich war gemeinsam mit meiner Begleiterin mit genug Zeitpuffer im passenden Startblock. Ich war mindestens genauso nervös wie beim ersten Mal aber anders. Beim Aufsetzen der Badehaube war ich so zittrig, dass es mir auch im zweiten Versuch nicht gelang. Ein aufmerksamer Athlet eilte mir spontan zu Hilfe. Es würde ohne Neopren ein Schwimmen gegen die Cut-off-Zeit und gegen die Angst werden. Am Vorabend hatte ich noch einen Fernsehbericht gesehen, in dem von drei schweren Badeunfällen an Kärntner Seen an dem Tag gesprochen worden war, zwei Personen mussten reanimiert werden und befanden sich in kritischem Zustand. Ich fühlte mich unsicher – und dieses Gefühl sollte mich auf mehr als drei Kilometern begleiten.

Das Schwimmen wollte ich daher ruhig angehen, um nur ja nicht in irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Atmen oder Verschlucken zu kommen. Obwohl ich nach wenigen hundert Metern ganz bewusst wahrnahm, dass da eine ganze Menschenkette auf Boards und SUPs aufgereiht war und auf uns aufpasste, schaffte ich es nicht, den Schalter im Kopf umzulegen und mit mehr Druck und Frequenz zu schwimmen. Im Nachhinein gesehen ärgere ich mich ein bisschen, dass ich das Vertrauen in die vorhandenen Beobachter und Retter nicht finden konnte. Bildschirmfoto 2019-07-13 um 20.47.52Erst im Lendkanal kehrte mehr Sicherheit und Mut zurück, meine Supporter hatten am Ufer ausgeharrt und spazierten mit mir bis zum Schwimmausstieg. Ich schwamm endlich ein bisschen kraftvoller und überholte noch ein paar Leute – was da hinten am Ende des Feldes das Kraut auch nicht mehr fett macht. Schlussendlich brauchte ich 40 Minuten länger fürs Schwimmen als vor einem Jahr mit Neoprenanzug und mehr Selbstvertrauen.

Das Radfahrenführte zum ersten Mal in der Geschichte des IRONMAN Austria über eine einzige 180 Kilometer lange Schleife durch halb Kärnten. Auf den ersten Kilometern jausnete ich meine Käsesemmel vor mich hin. Dann ging es von Klagenfurt rund 25 Kilometer flach aber immer leicht ansteigend über die Schnellstraße, dann über einen schönen Anstieg auf den Kraiger Berg rauf und schlussendlich runter nach Sankt Veit und dort über das Kopfsteinpflaster am Hauptplatz. Das Wetter war perfekt zum Radfahren mit wenig Wind und ein bisschen Sonne. smacap_BrightEntlang der neuen Strecke gab es immer wieder sowohl große organisierte Hot Spots als auch kleine private Grüppchen, die auch noch die hinteren Athletinnen und Athleten anfeuerten. Der Abschnitt von Sankt Veit nach Feldkirchen war ruhig, um nicht zu sagen ein bisschen fad. Nach Feldkirchen ging es lange flott bergab bis es dann bei Moosburg wieder rauf und runter ging und über Krumpendorf nach Klagenfurt zurück. Dort begibt man sich dann auf den klassischen Teil der Runde, der zuerst über die Wörthersee Süduferstraße nach Velden führt. Als ich nach Maria Wörth kam, wurde es fast finster – sogar die Straßenbeleuchtung war angegangen. Sturm kam auf, Blätter und Äste wurden von den Bäumen geschleudert und dann goss es wie aus Kübeln. Das Wasser rann in kleinen Bächen über die Straße – und natürlich in die Schuhe und wieder raus. Innerhalb weniger Minuten war ich komplett nass und radelte weiter vor mich hin, gespannt, was die Einsatzkräfte und Streckenposten wohl tun würden. Es patrouillierten zwar mehr Polizeimotorräder, aber das Rennen ging weiter. Nach einer geschätzten halben Stunde wurde der Regen weniger und hörte dann ganz auf. Allerdings wurde mir dann wegen der Kombination von Wind, Fahrtwind und Nässe rasch sehr kalt. Erst irgendwann nach Schiefling wurden ein paar Wolken dünner und jeder geahnte Sonnenstrahl war eine Wohltat. Ich hatte ja mit dem Gewitter (und meinem Rückstand) eigentlich Glück. Ich bekam keinen Hagel ab, und ich befand mich auf einem relativ einfachen Streckenteil, auf dem ich trotz Wassers auch die Bergabpassagen ohne Bremsen bewältigen konnte. Bis ich dann zum Rupertiberg kam, war die Straße hinauf nur mehr feucht und auf der anderen Seite runter schon fast trocken, also keine Angst vor potentiellen Nassbremsmanövern bergab.  Zurück nach Klagenfurt gibt es dann noch einige „Schupfer“, das heißt nach einer kurzen Abfahrt geht es gegenüber wieder bergauf. Ich fahre da immer mit Schwung runter und den Gegenhang auf dem großen Kettenblatt rauf und überhole in der Regel Leute, die viel zu früh schalten. Beim allerletzten Schupfer wollte ich dann doch noch schalten, die Kette fiel aber ganz runter – kein Treten mehr möglich, ich wurde immer langsamer und konnte mir in Gedanken zuschauen, wie ich langsam umfiel. Es ist nichts passiert, aufstehen, Krone bzw. Kette richten und weiter. Dieses Mal war wirklich alles dabei, was man nicht unbedingt brauchen kann. Die Radstrecke ist zwar nicht ganz vergleichbar mit dem Vorjahr, aber trotz Gewitter, Wind und Umfaller habe ich nur drei Minuten länger dafür gebraucht. Beim Wechseln war mir noch immer ein bisschen kalt, aber es war o.k.

Meistens kommt mir beim Radfahren im Wettbewerb vor lauter Freude das Grinsen, aber das ist mir dieses Mal in Kärnten ein bisschen eingefroren. Der breite Grinser wollte sich heuer nicht einstellen.

Das Laufenbegann mit neuen Zusatzschleifen rund um das Seeparkhotel herum. Das mag in der Mitte des Feldes ganz nett sein, wenn noch viele Leute dort stehen und anfeuern, aber am Ende des Feldes fühlt man sich da ein bisschen alleine auf den ersten zwei Kilometern. Gut, dass mein Supportteam da war – die haben alles wett gemacht und mich angefeuert! Ich versuchte, bald einen guten Laufrhythmus zu finden und mich darauf zu konzentrieren. Zum Plaudern war mir dabei nicht zumute (sorry Michael), und das erste Drittel des Marathons ging dann tatsächlich recht flott. burstIch freute mich jedes Mal, wenn ich mein Unterstützerteam am Streckenrand sah. Aber sogar meiner Tochter fiel auf, dass das Lächeln bei weitem nicht so befreit war wie sonst. Ich wurde dann zwar langsamer, konnte aber konstant durchlaufen und machte nur bei den Labestationen kurze Gehpausen, um Verpflegung aufzunehmen. Auf den letzten drei Kilometern wurde es noch einmal ein bisschen härter: bei einzelnen Schritten spürte ich stechenden Schmerzen im rechten äußeren Seitenband und konzentrierte mich noch einmal extra auf Körperspannung und Schritte, damit nichts passierte. Außerdem begann es zu dämmern und wurde rasch dunkel – aber dafür war ich vorbereitet Jich hatte mir eine Taschenlampe im Schlüsselanhängerformat in die Laufhose gesteckt und auf den letzten zwei Kilometern im Park und am Plattenwirt vorbei auch tatsächlich benutzt. Beim nächsten Mal möchte ich aber lieber wieder bei Tageslicht oder in der Dämmerung ins Ziel laufen.

Im Zielkanal war dann zwar der Laufschritt nicht mehr sehr IMG_9123dynamisch dafür aber endlich ein erleichterter Grinser da. Ich sah mein Unterstützerteam und freute mich riesig über die tolle Stimmung. Erleichtert war auch meine Tochter, die sich während des Gewitters doch ein paar Sorgen gemacht hatte.

Mein Plan Awar gewesen, etwas schneller und somit früher im Ziel zu sein als letztes Jahr. Dieses Ziel habe ich klar verfehlt, und ich weiß genau, woran ich arbeiten kann, wenn ich es wieder einmal versuchen sollte.
Plan B, nämlich gesund und sicher ins Ziel zu kommen und dabei sowohl die Schwimmdistanz durchzukraulen und den Marathon durchzulaufen hat funktioniert. Die paar Brusttempi zum Orientieren und zum Quatschen gestehe ich mir ebenso zu wie die kurzen Gehpausen beim Trinken an den Labestationen. Plan C (irgendwie ins Ziel gehen) habe ich nicht gebraucht, und Aufgeben ist solange keine Option wie die eigene Gesundheit und Sicherheit nicht gefährdet ist.

Ich mag Podo

Genau zwei Monate nach meinem ersten vollen IRONMAN bin ich gestern auf meiner zweiten Triathlon-Halbdistanz gestartet – und es war wieder ein richtig schönes Erlebnis in Podersdorf vulgo Podo. Vorgenommen hatte ich mir eine Verbesserung meiner Zeit im Vergleich zum Vorjahr (6 Stunden 24 Minuten), gewünscht hatte ich mir eine Zeit in der Nähe von 6 Stunden, und geworden sind es schlussendlich 5 Stunden 59 Minuten.

Check-in

Für das Wochenende war wechselhaftes Wetter angekündigt mit einigen teils heftigen Gewittern und lokalen Überflutungen. So gesehen war die Wettervorschau von Google richtig sympathisch, denn war die Niederschlagswahrscheinlichkeit zwischen 10 Uhr und 17:00 relativ gering. Der Check-in in die Wechselzone begann um 8:30. Ich stand pünktlich in der Schlange der Wartenden, und ebenso pünktlich kam einer der schwersten Wolkenbrüche des ganzen Tages. Innerhalb von zwei Minuten war ich bis auf die Haut komplett nass. Nachdem ich das Rad abgestellt und alle Sachen in Müllsäcken geschützt hergerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Toiletten des Strandbads. Dort gibt es einen Wandfön, mit dem ich mich trocknen und aufwärmen konnte, bevor ich mir den Neo anzog. Das funktionierte wunderbar, verkürzte die Wartezeit bis zum Start und vertrieb potentiell negative Gedanken.

Schwimmen

Die Wind blies kräftig, die Wellen waren ungefähr genauso hoch wie letztes Jahr und kamen aus derselben Richtung – also nichts Neues. Nur die Zeit war um fast fünf Minuten besser.

Wechselzonec076cd04-1fed-489d-a5aa-7750cd05626d

Die Radschuhe waren im Plastiksack tatsächlich trocken geblieben. Im Gegensatz zum Vorjahr hatte ich die Gels schon in das Tri-Top gepackt, somit vergaß ich meine Verpflegung dieses Mal nicht in der Wechselzone und sparte mir auch ein paar Handgriffe. Die halbe Käsesemmel vom Frühstück nahm ich mit auf die Strecke, um auf dem Weg nach Frauenkirchen mein zweite Frühstück einzunehmen. Die Zuschauer am Ausgang der Wechselzone hatten ihren Spaß bei meinem Anblick (ich auch).

Radfahren

Auch die drei Runden auf dem 30-km-Radkurs waren windig. Es gab viel Seitenwind, ähnlich wie im Vorjahr. Zwischendurch regnete es leicht, so dass stellenweise in der zweiten Runde die Straße nass war und man den Lacken ausweichen wollte. In der dritten Runde war fast alles schon wieder aufgetrocknet. Auf den ersten zwei Runden konnte ich ein paar Leute überholen. Insgesamt war ich zehn Minuten schneller als im Vorjahr (gleich schnell wie vor zwei Jahren mit ganz wenig Wind bzw. in meiner Erinnerung nur Rückenwind bis Frauenkirchen).

Nach 4:03 kam ich wieder in der Wechselzone an. Ich hatte inzwischen schon ein bisschen zu rechnen begonnen. Um in die Nähe der sechs Stunden zu kommen brauchte es jetzt einen Halbmarathon um die zwei Stunden.

Laufen

Die Laufschuhe waren vom morgendlichen Regenguss natürlich noch nass – auch o.k. Ich kramte noch die Schirmkappe aus dem Rucksack raus, weil ich auf der Laufstrecke mit Regen rechnete und den Durchblick (Brille!) dabei nicht verlieren wollte. Es regnete tatsächlich zweimal, aber beim Laufen macht das nichts. Die Schuhe waren sowieso schon nass, die Temperatur war angenehm, und das Laufen fühlte sich gut an. Da machte sich der Yoga-Block der letzten sechs Wochen in Form von Kraft und Stabilität richtig positiv bemerkbar. Die Zeit hatte ich im Auge, und die sechs Stunden schienen sich auszugehen – ich musste nur bis zum Schluss dranbleiben. Die letzten zwei Kilometer zogen sich gefühlsmäßig fürchterlich dahin. Aber dann war da immer noch der 5er am Beginn der großen Zeitnehmungstafel im Ziel, geschafft!

FazitIMG_3074

Das war ein richtig schönes Rennen: sechs Stunden lang konzentriert und fokussiert aber nicht verbissen geschwommen, geradelt und gelaufen. Da macht es riesige Freude, wenn das Wunschziel dabei als Ergebnis rauskommt.

Und ich wiederhole (mit Copy-&-Paste), was ich letztes Jahr an dieser Stelle schon geschrieben habe: Ich mag Podersdorf, ich mag den Seewinkel, diese ganz spezielle Landschaft. Ich mag es, drei Mal dieselbe Runde zu fahren. Ich mag es auch, die Laufstrecke hin- und her zu pendeln. Das ist für mich nicht langweilig, sondern bekommt immer mehr etwas Vertrautes. Ich glaube, ich werde wieder kommen.

PS

Auf Empfehlung des Coaches, sollte ich diesen Bewerb locker angehen, weil mit der Müdigkeit nach der Langdistanz in Klagenfurt ja noch kein g’scheites Training möglich wäre: „Wenn Du Podo auf ‚locker’ (so locker wie man halt einen 70.3 machen kann *fg*) machen willst, ist das kein Problem.“ Check! Der Trainingsplan hat perfekt gepasst – danke, Mike! Und die letzten Wochen waren dann doch auch mit ein paar „netten“ Trainingseinheiten gespickt.

Mein IRONMAN Austria 2018

Das ist eine Nachlese zu einem Sonntag voller Emotionen, der um 3:45 begann und um 0:15 mit einem Feuerwerk und einem Gruppenselfie endete. Dazwischen lagen 226 Kilometer zu Wasser, zu Radl und zu Fuß – und ganz viele tolle Menschen am Streckenrand. Der IRONMAN Austria 2018 war meine erste Triathlon-Langdistanz und ein Erlebnis, dessen Verarbeitung und Nachbereitung sowohl körperlich als auch mental und emotional etwas länger dauert als bei anderen Bewerben.

Das mit den Emotionen begann schon vor dem Start. Mir schießen ja bei der Hymne immer die Tränen in die Augen (auch jedes Jahr beim Vienna City Marathon). Die ersten Tränen waren noch zu unterdrücken, aber ein bisschen später ist die Emotion dann doch mit mir durchgegangen, und ich war so unendlich froh, dass meine Tochter Kiki einfach da war – ich drinnen im Startblock, sie draußen, zwischen uns das Absperrgitter lagen wir uns in den Armen.

IMG_7507_blogDann setzte sich doch die Konzentration durch. Am Weg zum Start war ich die einzige mit einer knallpinken Badehaube – auf der Suche nach der sogenannten „goggle washing area“, hochtrabender Ausdruck für eine kleine Plastikwanne mit etwas Wasser wenige Meter vor dem Start. Nach dem Waschen der Schwimmbrille war ich also noch mit Feinjustierungen beschäftigt (Brille und darüber die offizielle Badehaube aufsetzen), als ich schon direkt am Start stand und nicht gleich den anderen hinterherlief ins Wasser. Irgendwann begann der Moderator dann einen Spezialcountdown für mich (5-4-3-2-1), klatschte mit mir ab, und es ging ganz am Ende des Feldes los. Wie geplant fand ich eine gute Körperspannung und einen guten Rhythmus, das Orientieren funktionierte, ein paar Wellen störten nur wenig, beim Stau bei der ersten Wendeboje nahm ich mich ein bisschen zurück. Dann ging es an zwei Richtungsbojen weiter zur zweiten Wendeboje, wo mich die Richtungsbojen zurück zuerst ein wenig verwirrten – aber mit dem großen Gebäude beim Lorettobad im Hintergrund und den vielen Richtungsbojen war der Weg zum Lendkanal gar nicht zu verfehlen. Zwei Dreiecksbojen markierten den Eingang zum Lendkanal, das Getümmel wurde ein bisschen dichter, ab und zu gab es Berührungen. Ich blieb in der Mitte und hielt meinen Rhythmus. IMG_7525_blogRelativ bald entdeckte ich meine Supporter am Ufer, die mich tatsächlich erkannten und dann mit mir mitwanderten. In der Nähe des Ziels gab es erste Anzeichen eines Wadenkrampfes – aber das hatte ich in den letzten Wochen auch geübt. Wenn ich mit Neo schwimme, weiß ich, wie ich Krämpfe beim Schwimmen in Schach halten kann. Beim Schwimmausstieg gab es eine Heerschar von Helfern, und nach den Anzeichen von Krampf ließ ich mir da gerne aus dem Wasser helfen! Ich hörte etwas von 1:35 und dachte nur: „Super, unter 1:40 geblieben“ – meine Schwimmzeit war aber letztendlich 1:29:29. Das hätte ich mich vorher für 3,8 Kilometer zwar gewünscht aber nicht zugetraut.

Mein größtes Problem nach dem Schwimmen war, dass ich schon so dringend aufs Klo musste. Ich glaube, ich habe nicht nur das Maltodextrin am Start sondern den halben Wörthersee ausgetrunken. Dieses Mal habe ich nach dem Umziehen auch meine Verpflegung wie geplant ins Trikot gestopft und außerdem am Weg zum Rad noch ein paar Bissen von der Käsesemmel genommen.

Nach einer Stunde und 45 Minuten ging es dann auf die Radstrecke. Familie, Freunde und Vereinskollegen vom Team Sportordination (TSO) standen lautstark an der Radwende, um mich gebührend zu verabschieden. Ich hatte die Radstrecke im Mai schon kennengelernt, fühlte mich wohl und hatte Spaß am Radeln. Beim ersten steileren Anstieg, dem Ribnighügel, wurde ich von einer weiteren Gruppe von Freunden und TSO-Vereinskollegen erwartet und frenetisch angefeuert. Insgesamt waren mehr als 30 Personen in unterschiedlichen Gruppen auf der gesamten Strecke verteilt – gefühlt waren die TSO-Supporter also immer und überall. IMG_2868So war es nicht schwer, immer wieder mit einem breiten Grinser auch die heftigeren Anstiege hinauf zu strampeln. Auch am berühmten Rupertiberg stand jemand vom Verein: Matthias war schon um 6:30 mit dem Rad losgefahren, um sich zu positionieren. Und dann in Klagenfurt bei der Radwende (nach einem Boxenstopp bei der Labestation) standen sie auch wieder, und gleich danach am Beginn der Süduferstraße – immer und überall Team Sportordination (TSO) & Co.! Ich war erstaunlich gut in der Zeit und machte mir Gedanken, ob ich vielleicht überpowert hätte. Die zweiten 90 Kilometer fühlten sich immer noch  gut an, die Supporter waren noch immer an denselben Stellen und mindestens so laut und motiviert wie schon Stunden davor. Vor den zwei Anstiegen blieb ich nun jeweils kurz stehen, um Gel und Getränke (= Energie) zu mir zu nehmen. Dann war ich nach 7:08:00 mit den 180 Kilometern fertig. Zwei Gedanken beschäftigten mich auf den letzten 25 Kilometern am Rad: 1. Wie soll das funktionieren, jetzt auch noch einen Marathon zu laufen? Ein bisschen laufen nach dem Radeln (= koppeln) ja, aber 42,2 Kilometer? Und 2. erschienen nun die 14 Stunden nicht mehr ganz unrealistisch. Logisch und im Nachhinein betrachtet passen Gedanke 1 und Gedanke 2 eigentlich nicht ganz zusammen. Man kann also doch nicht mehr so klar denken nach neun Stunden Sport, aber Marathon laufen geht auch dann noch.

Nach einem kompletten Outfitwechsel ging es auf die Laufstrecke. Wieder war relativ rasch ein Rhythmus gefunden. Das Laufen fühlte sich langsam an, aber viel schneller wäre auch nicht (lange gut) gegangen. Immerhin konnte ich kontinuierlich andere Läufer überholen. Viele gingen mehr als dass sie liefen. 45753a2b-7c72-49bc-9984-2429c201dbf0Mein Ziel war es, den Marathon durchzulaufen – und das hat funktioniert. Nur bei den Labestationen bin ich gegangen, weil ich es hasse, mich mit Getränken anzuschütten. Ich nahm bewusst regelmäßig Wasser und Iso, probierte die Pizza und die Salzcracker (beides nix für mich) und blieb schlussendlich bei meinen eigenen Gels und einem Stück Banane. Gedanklich portionierte ich die Strecke und lief so eine überschaubare Etappe nach der anderen. Und immer wieder waren da die TSO-Supporter, die anfeuerten, klatschten und fotografierten. Es war jedes Mal aufs Neue eine Freude! Tempo, Konzentration und Motivation waren auf einem ganz eigenartigen Energielevel – nicht extrem hoch, aber irgendwie total ausbalanciert und fokussiert.

Bei Kilometer 40 stand meine Nichte Lisa mit ihrer Laufadoptivfamilie, bei Kilometer 41 meine Tochter Kiki und Freunde. Die letzten zwei Kilometer lief ich mit einem Dauergrinsen und einer tiefen inneren Freude – und mit dem Blick auf die Uhr: die 14 Stunden würden sich ganz leicht ausgehen! Das war mein Plan A (Untertitel: „Wunschtraum“ – nicht ganz realistisch; funktioniert nur, wenn alles perfekt passt). Plan B wäre so um die 15 Stunden gewesen und den Marathon durchzulaufen. Plan C wäre das Finishen (auch mit Gehen) in 17 Stunden gewesen.

Wenige Meter vor dem Zielkanal stand noch eine TSO-Gruppe am Streckenrand. 6696390f-fec4-4e06-9b26-0517c340fbcfDann kam die letzte Kurve, und der Zieleinlauf begann. Jetzt nahm ich keine Details und auch keine Einzelpersonen mehr wahr. Alles war rot, laut, voller Menschen, und ich lief mit einem Grinser bis zum Zielbogen. Dort drehte ich mich noch einmal um und sah Kiki, die sich bis ganz nach vorne gekämpft hatte, und ich konnte Ihr doch noch zujubeln. Wenige Minuten später war sie es dann, der vor lauter Emotionen die Tränen gekommen sind – und wir sind uns im Ziel so wie in der Früh am Start in den Armen gelegen.

Gut, dass Kiki und Alex L. einige Videoclips gedreht haben. So habe ich im Nachhinein die berühmten Wort „Rosa, you are an Ironman“ auf meinem privaten Wettkampfvideo doch noch mitbekommen.

(Musik im Video: Accelerator / von Dag Reinbott / https://www.terrasound.de)
(Fotos: Kiki Z., Walter F., Alex L., Lisa F.)

Halbdistanz nach dem Prinzip Hoffnung

Nachdem diverse Verletzungen die letzten 1,5 Jahre zu einer Herausforderung der besonderen Art gemacht haben, gab es nun endlich wieder einen Wettkampf wie er sich richtig anfühlen sollte: die erste Triathlon-Halbdistanz gut und sicher ins Ziel gebracht!

Vor einem Jahr beim ersten Antreten in Podersdorf war wegen einer hartnäckigen Fußverletzung bereits am Start klar, dass nach dem zweiten Wechsel Schluss sein würde. Dieses Jahr trat dann im Juni aus heiterem Himmel ein Überlastungssyndrom am Beckenkamm auf. Nach einem kurzen Ärztemarathon und ärztlichem O.K. wurde weiter trainiert, das Laufen allerdings auf Sparflamme. Das Ziel für die Halbdistanz beim Austria Triathlon in Podersdorf war somit ganz einfach definiert: ins Ziel kommen – nach dem Prinzip Hoffnung. Und irgendwie hat sich dann auch das Training in den letzten Wochen richtig gut angefühlt.

Die Vorbereitungen am Tag vor dem Start waren umfassend: Rad putzen, Material noch einmal überprüfen, Verpflegung herrichten. Alles war genau durchdacht, organisiert und beschriftet:

  • zwei Flaschen Maltodextrinlösung fürs IMG_1456 KopieRad und eine für die Wechselzone,
  • Gels und Bananenhälften, die in die Taschen des Radtrikots gesteckt werden sollten,
  • Nüsse und Datteln in einem Täschchen am Oberrohr des Rads,
  • Gels fürs Laufen in einem extra Sackerl.

Und dann hat es doch nicht funktioniert. Die Gels und Bananen fanden nicht ihren Weg ins Radtrikot, aber das fiel mir erst nach einigen Kilometern auf der Radstrecke auf, da war es dann zu spät! Aber der Reihe nach:

Podo_Start KopieDas Schwimmen war angesichts des Windes und der Wellen eine Herausforderung, vor allem das Orientieren, denn man konnte kaum über die Wellen schauen, um die Bojen zu sehen. Die Lösung für das Dilemma war dann ein kurzerhand ganz speziell adaptierter Schwimmstil: mitten im Kraulen immer wieder einmal einen Brustzug einlegen, bei dem man über die Wellen drüber schauen und sich orientieren konnte. Das Querstück zwischen erster und zweiter Boje war dann auch zur Hälfte ein Brustschwimmen, um besser durch die Wellen, die nun von links vorne kamen, durch zu tauchen. Der Rückweg mit den Wellen von schräg hinten ging dann flotter. Insgesamt bin ich die ganze Strecke geschwommen, bis die Knie beim Beinschlag im Sand waren. Da die Zeit fast gleich war, wie letztes Jahr, aber bei ungleich schwierigeren Bedingungen, werte ich das als leichte Verbesserung. Aber da ist noch sehr viel zu tun.

T1 – Wechselzone ohne Stress: Neo ausziehen; gut abtrocknen; trockenes Trikot und Hose anziehen; trinken und Gel essen; Helm, Startnummer, Brille und Radhandschuhe – fertig! … dachte ich.

Das Radfahren begann mit Rückenwind in Richtung Fauenkirchen – und mit der Erkenntnis, an Verpflegung nur das Maltodextrin in den Flaschen sowie Nüsse und Datteln mit zu haben. Die Gels und Bananen waren in der Wechselzone geblieben. Gut, dass ich beim Umziehen nach dem Schwimmen noch ein halbes Gel so nebenbei zu mir genommen und Maltodextrinlösung getrunken hatte. Ab der zweiten Runde habe ich dann zu essen begonnen. Insgesamt bin ich mit zwei Datteln, fünf Walnusshälften und eine Flasche Maltodextrin sehr gut ausgekommen – und es wären noch mehr Trockenfrüchte da gewesen. Gegenwind gab es dann natürlich auch genug. Insgesamt war das Radfahren mit dem Wind doch um einiges fordernder als im Jahr davor und somit auch um ca. 10 Minuten langsamer.

Anders als im letzten Jahr gab es heuer auch sehr viele sehr enge und daher für mich extrem unangenehme Überholmanöver schnellerer Fahrer und ganzer Gruppen (von wegen Windschattenverbot!). Wenn ich als langsame Teilnehmerin bewusst weit rechts fahre – auch in den engen Kurven durch die Lacken – empfinde ich das enge Überholen als rücksichtslos (fast schon unsportlich). Keine Rede von 1,5 Metern Abstand laut Wettkampfbesprechung.

T2 – Wechselzone ohne Besonderheiten – ein bisschen schneller könnte es gehen.

Das Laufen fiel dann wie erwähnt unter das Prinzip Hoffnung. Und es ging richtig gut. Ein passendes Tempo war rasch gefunden. Es sollte halbwegs flott sein, aber auch so, dass ich das Gefühl hatte, damit konstant und sicher bis ins Ziel laufen zu können. Pace oder Puls waren egal – einfach laufen. Die Verpflegung mit Wasser und Iso-Getränken bei den Labestationen auf der Laufstrecke hat gut funktioniert – auf den letzten vier Kilometern kam noch ein eigenes Gel (Kaffee-Haselnuss) dazu, und das war auch notwendig. Beim Versuch, auf den letzten ein bis zwei Kilometern noch ein bisschen zuzulegen, waren kaum mehr Reserven mehr da. Und das ist gut so.

Im Ziel wäre ich fast ein bisschen emotional geworden, aber nur kurz. Es ist doch schön, ein Ziel zu erreichen, für das man zwei Anläufe gebraucht hat. Mit Kaffee und Kuchen, einer Plauderei mit einem Arbeitskollegen und einer Massage wurden die Regenerationsmaßnahmen noch im Zielbereich eingeleitet 🙂

Podo_Ziel Kopie

Und noch etwas: Ich mag Podersdorf, ich mag den Seewinkel, diese ganz spezielle Landschaft. Ich mag es, drei Mal dieselbe Runde zu fahren. Ich mag es auch, die Laufstrecke hin- und her zu pendeln. Das ist für mich nicht langweilig sondern bekommt immer mehr etwas Vertrautes. Ich glaube, ich werde wieder kommen.

Obwohl ich – wie nach jedem Marathon – nach dem Bewerb kaum schlafen konnte, fühlte ich mich am nächsten Tag gut. Massage, Dehnen und die Stabis der letzten zwei Monaten haben Wirkung gezeigt!

Gelernt fürs nächste Mal:

  • Die Verpflegung für Rad und Lauf in die Schuhe stecken – da kann sie dann nicht übersehen werden.
  • Auf dem Rad ein bisschen selbstbewusster agieren, Kurven und Labstationen schneller durchfahren.

Ich packe meinen Koffer und …

Stimmt nicht ganz, denn Koffer und Rennrad geht so nicht. Die Frage ist: Kann man (besser gesagt: kann frau) mit dem Rennrad verreisen, ohne einen ganzen Begleittross mit Gepäck und Unterstützung mitzuführen? Ein Wochenendtrip müsste doch machbar sein. Oder was denkt Ihr?

Mitten in meinen Überlegungen, wie so eine kleine dreitägige Rennradreise wohl anzulegen wäre, kam mir ein Artikel von ketterechts unter. Gut, das ist zwar eine ganz andere Liga als die meine, und die geplanten Routen waren auch um Welten anspruchsvoller… aber vielleicht konnte ich davon was lernen und mir Anleihen nehmen. Aber nein, ganz abgesehen von den technischen Vorbereitungen und Großeinkäufen beim Fachhändler, kommt es nicht in Frage, für jeden Tag ein eigenes Outfit einzupacken 😉  Das muss auch anders gehen.

Die Planungsannahmen

Geplant ist eine dreitägige Rennradreise in Ostösterreich mit zwei Übernachtungen in einem Hotel. Neben ausreichend Radkilometern durch ganz viel Kultur- und Naturlandschaft sollen auch zwei Schwimmeinheiten im Freiwasser absolviert werden. Das Wetter ist an den drei Tagen warm und trocken – hoffentlich!

Am Rad

  • RRReise4Trinkflasche
  • Dose mit Windjacke, Riegel und Geltuben (so viel wie noch reingeht)
  • Handyhalterung mit wasserdichter Hülle, Handy, Bargeld, Kredit- und Bankomatkarte, Personalausweis (also die Clutch für die Radlfahrerin von heute)
  • Kleine Luftpumpe, Ersatzschlauch, Werkzeug

Am KörperRRReise3

  • Raddress, Socken
  • Radschuhe
  • Helm, Brille, Radhandschuhe
  • Brustgurt, Sportuhr
  • Kontaktlinsen

Im Rucksack

  • Sportbikini, Badehaube, Schwimmbrille, Boje, kleines Handtuch, Flip-Flops (abgestimmt aufs Kleidchen, siehe unten)RRReise2
  • Sonnenschutzspray LSF30
  • Probepackung Duschgel 2in1, Zahnpasta, Zahnbürste, CC-Creme, Labello, Kamm
  • Kontaktlinsenbehälter, Reinigungsflüssigkeit, Brille
  • Kleines Fläschchen Handwaschmittel
  • Ein (!) Kleidchen, mit dem frau abends auswärts essen gehen kann (das kleine Schwarze für den Rucksack)
  • Unterwäsche
  • Riegel und Geltuben
  • Handyladekabel
  • Fahrradschloss, Warnweste

Plan B

Sollte das Wetter nicht so mitspielen, wie oben beschrieben, müsste Plan B aktiviert werden, der da wäre: An- und Abreise mit dem Auto und mindestens dreimal so viel G’wand mitnehmen 😉

Von Freiwasser und roten Enten

Das Vienna Open Water ist ein Freiwasserschwimmbewerb mitten in der Großstadt, klein und sehr fein! Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung nächstes Jahr …

An einem Mittwoch Abend nach der Arbeit noch zu einem Wettbewerb zu fahren – das klingt anstrengend. Nicht so mit dem Vienna Open Water. Der Bewerb findet auf der Neuen Donau beim Vienna City Beach Club statt – also eigentlich gut erreichbar direkt an der Autobahn (Abfahrt Kaisermühlen) und doch im Grünen. Heuer kann die Anreise wegen der Baustellensituation in der Umgebung mühsam sein – man kann aber auch zum wiederholten Male Glück haben. Ähnlich verhält es sich mit dem Parkplatz dort: Der wird derzeit zur Hälfte von Baufirmen für Fahrzeuge, Material und Container genutzt (oder besser gesagt blockiert). Das ist frustrierend, wenn man nicht gerade einen Kleinwagen hat, den man mit Zentimeterarbeit auch noch in eine fast nicht existierende Parklücke stellen kann 😉

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Beim Vienna Open Water gibt es drei Bewerbe: 3,8 km oder 1,9 km oder 1,0 km, wobei die letzteren gemeinsam starten, der erste eineinhalb Stunden früher. Das Ambiente ist familiär, die Organisation perfekt, ebenso die räumlichen Verhältnisse beim Vienna City Beach Club.

IMG_2015Und ein gewisse Portion Wetterglück scheint die Veranstalterin auch gepachtet zu haben: während rund um Wien die Gewitter und im Rest von Österreich Unwetter durchs Land zogen, schien die Donauinsel wettertechnisch an diesem Tag ein gallisches Dorf zu sein. Kein Regen und gegen Ende sogar noch ein paar Strahlen der untergehenden Abendsonne. Am Tag nach dem Event war die Neue Donau dann fürs Baden gesperrt, weil die Hochwasser aus dem Westen Österreichs ankamen.

Die Veranstaltung in ein paar Punkten zusammengefasst:

  • Professionelle Moderation und Fachkommentare von Mirna Jukic
  • Gut durchdachter zeitlicher Ablauf, stressfrei
  • Gut bestücktes Startersackerl im praktischen Sportbeutel gefüllt mit Badehaube (=Startnummer), Riegel, zwei Getränken und Probepackungen von Duschgels (dankenswerterweise auch ganz wenig Papier, sprich Werbefolder)
  • Gemütliche Atmosphäre (zumindest für mich, weil so viele bekannten Gesichter da waren)
  • Zielverpflegung mit vielen gesunden Weckern – einfach und gut
  • Siegerehrung mit Tombola und einer witziger Moderation

IMG_2037Das Highlight: Die und der letzte jedes Bewerbs bekommt auch einen Preis, und zwar eine Medaille in Form einer roten Ente und einen Gutschein für ein Freiwassertraining mit Anne.

Darüber und darauf freue ich mich ganz besonders 😉