Der Zenit im Läuferinnenleben?

Die angestrebte Bestzeit über die Halbmarathondistanz ist das  heute bei weitem nicht geworden. Und ich frage mich gerade, wie lange – mit Bezug auf Lebens- und Trainingsalter – es Sinn macht, persönliche Bestzeiten anzustreben. Ich sage ja schon seit zwei bis drei Jahren, dass ich (auch) gegen meine biologische Uhr laufe. Aber eigentlich hätte ich da noch ein paar persönliche Schallmauern im Visier.

Der heutige Halbmarathon im Piestingtal war ein wunderschöner Herbstlauf. Bei der Anreise schaute der Tag grau und nebelig aus – was für das Laufen ja kein Hindernis ist. Am Start kam dann die Sonne heraus, und die Bedingungen waren wirklich ideal und angenehm. Der Lauf geht durch das Piestingtal, zu einem großen Teil auf einem Weg zwischen Piesting und Wald, mit mehreren Holzbrücken, die es immer wieder zu queren gilt. Die Herbstfarben der Bäume und Sträucher von leuchtendem Gelb bis Knallrot waren beeindruckend – einfach schön.

Die ersten 10 Kilometer verliefen nach Plan. Von Kilometer 11 bis 16 wurden die Kilometerzeiten deutlich langsamer als geplant. Dann ging es wieder besser, aber mehr als 1:48:33 war heute doch nicht drinnen. Und da hat mein ganz persönlicher Pacemaker sein Bestes gegeben. Michi, vielen Dank, du hast das für mein Gefühl perfekt gemacht. Ich bin nach einer schlechten Erfahrung vor einigen Jahren mit der Zunft der Pacemaker wieder versöhnt. Trotz der landschaftlichen Schönheit eignet sich die Strecke für mich nicht ganz für eine Bestzeit. Die vielen kleinen Anstiege (und der ganz heftige bei Kilometer 18) kosteten mich viel mehr Kraft und Zeit, als dass sich das insgesamt negative Höhenprofil als Vorteil erwiesen hätte. Die Organisation des Laufs war perfekt. Ich denke, dass ich  nicht das letzte Mal im Piestingtal gelaufen bin. IMG_0093

Dass ich in meiner Altersklasse dritte geworden bin und eine schöne gläserne Trophäe mit nach Hause nehmen durfte, freut mich natürlich sehr. Und zwanzigste von insgesamt 96 Finisherinnen ist eigentlich auch nicht übel.

Über meine Ziele werde ich in den nächsten Tagen und Wochen ein bisschen grübeln. Immerhin trete ich jetzt eine Saisonpause an. Schauen wir einmal, was mit ein bisschen Abstand, nachdenken und plaudern dabei rauskommt.

Zum zweiten Mal auf der Langdistanz

Es sagen ja viele, dass der zweite Antritt auf einer Triathlon-Langdistanz schwieriger ist als der erste. Dass es auch für mich letztes Wochenende beim IRONMAN Austria in Klagenfurt schwieriger war als vor einem Jahr, lag vor allem an ein paar Umständen, die ich nur bedingt beeinflussen konnte.

Der Zeitplan für den Sonntag sah aufstehen um 3:45 und Frühstück um 4:00 vor. Zu Fuß ging es dann vom Hotel zur Wechselzone, um das Rad aufzupumpen und die Flaschen, Nüsse und Datteln herzurichten – nicht zu vergessen die Käsesemmel in den blauen Sack zu geben für den Beginn der Radstrecke. Dann ging es weiter zum Strandbad. IMG_4505 Da angesichts der Wassertemperaturen von über 26° bereits am Vortag ein Neoprenverbot ausgesprochen worden war, ging das Umziehen recht schnell und ich war gemeinsam mit meiner Begleiterin mit genug Zeitpuffer im passenden Startblock. Ich war mindestens genauso nervös wie beim ersten Mal aber anders. Beim Aufsetzen der Badehaube war ich so zittrig, dass es mir auch im zweiten Versuch nicht gelang. Ein aufmerksamer Athlet eilte mir spontan zu Hilfe. Es würde ohne Neopren ein Schwimmen gegen die Cut-off-Zeit und gegen die Angst werden. Am Vorabend hatte ich noch einen Fernsehbericht gesehen, in dem von drei schweren Badeunfällen an Kärntner Seen an dem Tag gesprochen worden war, zwei Personen mussten reanimiert werden und befanden sich in kritischem Zustand. Ich fühlte mich unsicher – und dieses Gefühl sollte mich auf mehr als drei Kilometern begleiten.

Das Schwimmen wollte ich daher ruhig angehen, um nur ja nicht in irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Atmen oder Verschlucken zu kommen. Obwohl ich nach wenigen hundert Metern ganz bewusst wahrnahm, dass da eine ganze Menschenkette auf Boards und SUPs aufgereiht war und auf uns aufpasste, schaffte ich es nicht, den Schalter im Kopf umzulegen und mit mehr Druck und Frequenz zu schwimmen. Im Nachhinein gesehen ärgere ich mich ein bisschen, dass ich das Vertrauen in die vorhandenen Beobachter und Retter nicht finden konnte. Bildschirmfoto 2019-07-13 um 20.47.52Erst im Lendkanal kehrte mehr Sicherheit und Mut zurück, meine Supporter hatten am Ufer ausgeharrt und spazierten mit mir bis zum Schwimmausstieg. Ich schwamm endlich ein bisschen kraftvoller und überholte noch ein paar Leute – was da hinten am Ende des Feldes das Kraut auch nicht mehr fett macht. Schlussendlich brauchte ich 40 Minuten länger fürs Schwimmen als vor einem Jahr mit Neoprenanzug und mehr Selbstvertrauen.

Das Radfahrenführte zum ersten Mal in der Geschichte des IRONMAN Austria über eine einzige 180 Kilometer lange Schleife durch halb Kärnten. Auf den ersten Kilometern jausnete ich meine Käsesemmel vor mich hin. Dann ging es von Klagenfurt rund 25 Kilometer flach aber immer leicht ansteigend über die Schnellstraße, dann über einen schönen Anstieg auf den Kraiger Berg rauf und schlussendlich runter nach Sankt Veit und dort über das Kopfsteinpflaster am Hauptplatz. Das Wetter war perfekt zum Radfahren mit wenig Wind und ein bisschen Sonne. smacap_BrightEntlang der neuen Strecke gab es immer wieder sowohl große organisierte Hot Spots als auch kleine private Grüppchen, die auch noch die hinteren Athletinnen und Athleten anfeuerten. Der Abschnitt von Sankt Veit nach Feldkirchen war ruhig, um nicht zu sagen ein bisschen fad. Nach Feldkirchen ging es lange flott bergab bis es dann bei Moosburg wieder rauf und runter ging und über Krumpendorf nach Klagenfurt zurück. Dort begibt man sich dann auf den klassischen Teil der Runde, der zuerst über die Wörthersee Süduferstraße nach Velden führt. Als ich nach Maria Wörth kam, wurde es fast finster – sogar die Straßenbeleuchtung war angegangen. Sturm kam auf, Blätter und Äste wurden von den Bäumen geschleudert und dann goss es wie aus Kübeln. Das Wasser rann in kleinen Bächen über die Straße – und natürlich in die Schuhe und wieder raus. Innerhalb weniger Minuten war ich komplett nass und radelte weiter vor mich hin, gespannt, was die Einsatzkräfte und Streckenposten wohl tun würden. Es patrouillierten zwar mehr Polizeimotorräder, aber das Rennen ging weiter. Nach einer geschätzten halben Stunde wurde der Regen weniger und hörte dann ganz auf. Allerdings wurde mir dann wegen der Kombination von Wind, Fahrtwind und Nässe rasch sehr kalt. Erst irgendwann nach Schiefling wurden ein paar Wolken dünner und jeder geahnte Sonnenstrahl war eine Wohltat. Ich hatte ja mit dem Gewitter (und meinem Rückstand) eigentlich Glück. Ich bekam keinen Hagel ab, und ich befand mich auf einem relativ einfachen Streckenteil, auf dem ich trotz Wassers auch die Bergabpassagen ohne Bremsen bewältigen konnte. Bis ich dann zum Rupertiberg kam, war die Straße hinauf nur mehr feucht und auf der anderen Seite runter schon fast trocken, also keine Angst vor potentiellen Nassbremsmanövern bergab.  Zurück nach Klagenfurt gibt es dann noch einige „Schupfer“, das heißt nach einer kurzen Abfahrt geht es gegenüber wieder bergauf. Ich fahre da immer mit Schwung runter und den Gegenhang auf dem großen Kettenblatt rauf und überhole in der Regel Leute, die viel zu früh schalten. Beim allerletzten Schupfer wollte ich dann doch noch schalten, die Kette fiel aber ganz runter – kein Treten mehr möglich, ich wurde immer langsamer und konnte mir in Gedanken zuschauen, wie ich langsam umfiel. Es ist nichts passiert, aufstehen, Krone bzw. Kette richten und weiter. Dieses Mal war wirklich alles dabei, was man nicht unbedingt brauchen kann. Die Radstrecke ist zwar nicht ganz vergleichbar mit dem Vorjahr, aber trotz Gewitter, Wind und Umfaller habe ich nur drei Minuten länger dafür gebraucht. Beim Wechseln war mir noch immer ein bisschen kalt, aber es war o.k.

Meistens kommt mir beim Radfahren im Wettbewerb vor lauter Freude das Grinsen, aber das ist mir dieses Mal in Kärnten ein bisschen eingefroren. Der breite Grinser wollte sich heuer nicht einstellen.

Das Laufenbegann mit neuen Zusatzschleifen rund um das Seeparkhotel herum. Das mag in der Mitte des Feldes ganz nett sein, wenn noch viele Leute dort stehen und anfeuern, aber am Ende des Feldes fühlt man sich da ein bisschen alleine auf den ersten zwei Kilometern. Gut, dass mein Supportteam da war – die haben alles wett gemacht und mich angefeuert! Ich versuchte, bald einen guten Laufrhythmus zu finden und mich darauf zu konzentrieren. Zum Plaudern war mir dabei nicht zumute (sorry Michael), und das erste Drittel des Marathons ging dann tatsächlich recht flott. burstIch freute mich jedes Mal, wenn ich mein Unterstützerteam am Streckenrand sah. Aber sogar meiner Tochter fiel auf, dass das Lächeln bei weitem nicht so befreit war wie sonst. Ich wurde dann zwar langsamer, konnte aber konstant durchlaufen und machte nur bei den Labestationen kurze Gehpausen, um Verpflegung aufzunehmen. Auf den letzten drei Kilometern wurde es noch einmal ein bisschen härter: bei einzelnen Schritten spürte ich stechenden Schmerzen im rechten äußeren Seitenband und konzentrierte mich noch einmal extra auf Körperspannung und Schritte, damit nichts passierte. Außerdem begann es zu dämmern und wurde rasch dunkel – aber dafür war ich vorbereitet Jich hatte mir eine Taschenlampe im Schlüsselanhängerformat in die Laufhose gesteckt und auf den letzten zwei Kilometern im Park und am Plattenwirt vorbei auch tatsächlich benutzt. Beim nächsten Mal möchte ich aber lieber wieder bei Tageslicht oder in der Dämmerung ins Ziel laufen.

Im Zielkanal war dann zwar der Laufschritt nicht mehr sehr IMG_9123dynamisch dafür aber endlich ein erleichterter Grinser da. Ich sah mein Unterstützerteam und freute mich riesig über die tolle Stimmung. Erleichtert war auch meine Tochter, die sich während des Gewitters doch ein paar Sorgen gemacht hatte.

Mein Plan Awar gewesen, etwas schneller und somit früher im Ziel zu sein als letztes Jahr. Dieses Ziel habe ich klar verfehlt, und ich weiß genau, woran ich arbeiten kann, wenn ich es wieder einmal versuchen sollte.
Plan B, nämlich gesund und sicher ins Ziel zu kommen und dabei sowohl die Schwimmdistanz durchzukraulen und den Marathon durchzulaufen hat funktioniert. Die paar Brusttempi zum Orientieren und zum Quatschen gestehe ich mir ebenso zu wie die kurzen Gehpausen beim Trinken an den Labestationen. Plan C (irgendwie ins Ziel gehen) habe ich nicht gebraucht, und Aufgeben ist solange keine Option wie die eigene Gesundheit und Sicherheit nicht gefährdet ist.

Der Weg ist das Ziel

Der Februar ist zwar der kürzeste Monat im Jahr, aber so schnell wie heuer ist er gefühlt noch nicht oft vergangen. Es war ja auch ständig etwas los. 

Öffentlichkeitsarbeit für den Verein – Seit wenigen Wochen gibt es die Facebook-Seite vom Verein Team SPORTordination. Die wöchentlichen Video-Beiträge zu planen, zu drehen und zu schneiden, nimmt doch einige Zeit in Anspruch. Aber es macht auch Spaß, die Sportskolleginnen und -kollegen auszufragen. 

Dienstreisen und Training – Auslandsdienstreisen lassen sich nicht immer

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E-Kreuz – Ausstellungsobjekt vor dem Norwegischen Ölmuseum in Stavanger

mit mehrwöchiger Vorlaufzeit planen, so dass auch der Trainingsplan darauf abgestimmt werden könnte. Im Februar kam es recht kurzfristig zu einer einwöchigen Dienstreise nach Norwegen. Mit dem Trainingsplan hat sich das nur durch Zufall und ein bisschen kreative Eigengestaltung halbwegs gut vereinbaren lassen. Und Stavanger ist eine angenehme Stadt für Läufer und andere Ausdauersportler. Es wird halt um diese Jahreszeit noch recht früh dunkel da oben im Norden. Da bietet es sich an, lange Einheiten zu splitten: zuerst draußen laufen und die Stadt erkunden und dann im Hotel noch das Ergometer ein bisschen quälen.

Virtuelle Wanderung zum Südpol – Die norwegischen Kollegen haben die Gelegenheit auch gleich genutzt und mich in ihr „HSSE Dream Team“ aufgenommen, das im Rahmen einer Aktion zur betrieblichen Gesundheitsförderung über einen Zeitraum von 42 Tagen Schritte sammelt. Bildschirmfoto 2019-03-03 um 20.44.12Ich habe mich zwar anfangs gewundert, warum die Norweger dabei von der Grenze des Eisschelfs zum Südpol wandern. Dann habe ich aber gelernt, dass ja Roald Amundsen seinen ursprünglichen Plan, den Nordpol als erster zu erreichen geändert hat, weil schon andere vor ihm dort gewesen sein sollen (waren sie vermutlich eh nicht). Dann hat er eben seine Expedition zum Südpol gemacht, und dort war er dann auch nachweislich als erster, 35 Tage vor Robert Scott. Ich bin weit vor der Deadline der Challenge am Südpol angekommen und weiß gerade nicht genau, wohin wir jetzt noch gehen – nach dem Motto, der Weg ist das Ziel.

Stabis – Wie meistens: zu wenig. Ich habe aber doch mit Bikram-Yoga  weiter gemacht. Das ist so eine Art Hassliebe geworden. Ich frage mich jedes Mal, warum ich mir die Hitze und den überfüllten Trainingsraum antue, aber danach tut es gut.

Das Wetter – Eigentlich erinnere ich mich kaum an das Wetter im abgelaufenen Monat. Die meiste Zeit war es winterlich kalt, aber ohne Schnee, in den letzten Tagen dann teilweise viel zu warm und sehr windig, ein paar Mal auch Regen. Die Temperaturen in Wien und Stavanger haben sich sehr ähnlich angefühlt.

fc7c3594-f410-438c-85ba-f6c375f82c59Zwei Wettkämpfe im Februar bei der VCM Winterlaufserie lieferten Ergebnisse zum Grübeln. Auf der Halbmarathondistanz werde ich einfach nicht schneller. Dafür konnte ich die sieben Kilometer um eine ganze Minute schneller laufen als im Vormonat und somit neuerlich eine persönliche Bestzeit aufstellen.

Das Trainingstagebuch ergab für Februar dann letztendlich folgende Statistik für 47 Trainingseinheiten im Gesamtumfang von 47 Stunden:

  • Laufen (28x): 238 km … … … … … … bisheriges Jahr gesamt: 491 km
  • Radfahren/Ergometer (7x): 0/293 km … bisheriges Jahr gesamt: 0/630 km
  • Schwimmen, Bahn (8x): 15,0 km … … bisheriges Jahr gesamt: 29,3 km
  • Stabi-Training (2x): 45 min
  • Yoga (2x): 3 Stunden 10 Minuten

Neuer Anlauf

Nein, Neujahrsvorsätze gibt es nicht, aber einen neuen Anlauf zum Schreiben. Vielleicht klappt es dieses Mal – im zweiten Anlauf – die Vorbereitung auf einen richtig großen Wettkampf zu begleiten.

Nach der Teilnahme an der ersten Triathlon-Langdistanz, dem IRONMAN Austria-Kärnten am 1. Juli 2018, stand für 2019 keine Langdistanz auf der Liste für die Saisonplanung. Und Kärnten war ja auch schon ausverkauft. 

Einige Neuigkeiten setzten dann einen Prozess in Gang:

  • Ab 2019 wird es eine neue Radstrecke beim IRONMAN Austria-Kärnten geben — sehr interessant…
  • Plötzlich gab es auch ein weiteres Kontingent an Startplätzen, weil die Staatsmeisterschaft nach Kärnten vergeben worden war — Kribbeln macht sich breit…
  • Bei einem gemütlichen Punsch ein leises Vorfühlen bei der Tochter, was sie von einem neuerlichen Start hielte — klare Ansage: „So wie deine Augen funkeln, bist wohl eh schon angemeldet…“
  • Weitere Tage und Wochen des Grübelns und die Annahme: „Naaa, die Plätze sind sicher schnell ausverkauft…“
  • Wenige Tage vor Weihnachten ein Post auf Facebook, dass es immer noch Plätze gäbe — und da gab es kein Halten mehr: Voranmeldung –  Email an den Trainer, was er davon halte – und seine Antwort: „Das sind ja News. Genau deswegen liebe ich meinen Job und meine Athleten 🙂 …“

Inzwischen bin ich angemeldet, und das Training und die Teilnahme an diversen Wettbewerben sind auf das große Saisonziel RONMAN Austria-Kärnten am 7. Juli 2019 abgestimmt. 

Die Voraussetzungen haben sich im Vergleich zum letzten Jahr aus beruflichen Gründen geändert: Die täglichen zwei Stunden pendeln im Auto fallen weg, dadurch besteht die Chance auf etwas mehr Schlaf und weniger Stress, das zeitaufwändige Training unterzubringen. Allerdings wird es mehr Auslandsdienstreisen geben. Die sind nicht immer monatelang im Vorhinein planbar und je nach Destination unter Umständen eine Herausforderung für die Umsetzung des Trainingsplans. IMG_3618Das Dienstreisethema habe ich im Jänner schon einmal geübt — und bin doch glatt beim Rückflug von Bukarest gestrandet, weil der Flug total überbucht war. Die ungeplante zusätzlich Übernachtung in einem Flughafenhotel hätte beinahe meinen Streak gefährdet: Ich laufe seit 31.12.2017 jeden Tag (mindestens zwei Kilometer, auch wenn kein Lauftraining am Plan steht), aber dieses Hotel befindet sich in einer nächtens fast unlaufbaren Gegend. Für zwei Kilometer hat es gereicht, Begegnung mit zwei freilaufenden Hunden und Schnellstraße inkludiert. 

Eine weitere Herausforderung auf dem Weg sportlicher Leistungsverbesserungen könnten körperliche Beschwerden sein. Derer gab es im Jänner bereits genug, das sollte für den Rest des Jahres reichen. Zuerst war da ein Sportverletzung beim Yoga, nicht wegen ungesunder Verrenkungen sondern wegen eines überfüllten Trainingsraums in Kombination mit klaustrophobischen Anflügen meinerseits. Da bin ich bei einer Balanceübung im Stand – heißt vermutlich Tänzer (Natarajasana) – zu nahe an der Wand gestanden, habe die Balance verloren, das Bein losgelassen und bin mit dem Nagel des mittleren linken Zehs voll gegen die Wand gedonnert. Der Zeh hat tagelang ziemlich weh getan und ist immer noch blau. Noch kritischer wurde es einige Wochen später, als ich nach Stabi-Übungen zum Abschluss eine wunderschöne Standwaage – auch im Yoga-Style – gemacht habe und mir beim Aufstehen das Kreuz richtig schlimm verrissen habe. Weil ich kaum aufrecht gehen konnte, habe ich noch am selben Tag unser Arbeitsmedizinisches Zentrum aufgesucht. Ich bin echt dankbar, dass wir im Unternehmen eine betriebliche Gesundheitsvorsorge haben, die weit über arbeitsmedizinische Mindeststandards hinausgeht. Die Kolleginnen und Kollegen haben mich mit Stromtherapie, Ultraschall und Physiotherapie innerhalb einer Woche wieder hingekriegt, ohne dass ich das Training unterbrechen musste. Ich zweifle gerade ein bisschen daran, ob Yoga für mich der richtige Ansatz bezüglich Ausgleichs- und Stabi-Training ist 🙂 Aber es tut richtig gut, also werde ich wohl dabei bleiben, denn die Stabis und das Yoga habe ich im Jänner schlussendlich komplett vernachlässigt.

Das Wetter im heurigen Jänner war richtig winterlich. Bildschirmfoto 2019-02-03 um 08.38.14Schnee brauchen Läufer in der Stadt ja eigentlich nicht, ebensowenig Glatteis und eisige Temperaturen. Heuer war hier in Wien alles dabei, aber der Wettergott (oder wer auch immer dahinter stecken mag) hat die Wetterereignisse auf meinen Trainingsplan abgestimmt. Es war immer alles möglich, und meistens war es richtig schön.

Der Wettkampf im Jänner war ein Lauf über sieben Kilometer im Rahmen der VCM Winterlaufserie. Mit 0:34:39 war das um 20 Sekunden schneller als im Vorjahr und somit persönliche Bestzeit über diese Distanz.

Das Trainingstagebuch zeigte im Jänner letztendlich 48 Trainingseinheiten im Gesamtumfang von 46 Stunden (exklusive Physiotherapie): Bildschirmfoto 2019-02-03 um 08.40.35

  • Laufen (31x): 253 km
  • Radfahren, Ergometer (8x): 337 km
  • Schwimmen, Bahn (7x): 14,3 km
  • Stabi-Training (2x): 34 min
  • Yoga: 0 min

Ich mag Podo

Genau zwei Monate nach meinem ersten vollen IRONMAN bin ich gestern auf meiner zweiten Triathlon-Halbdistanz gestartet – und es war wieder ein richtig schönes Erlebnis in Podersdorf vulgo Podo. Vorgenommen hatte ich mir eine Verbesserung meiner Zeit im Vergleich zum Vorjahr (6 Stunden 24 Minuten), gewünscht hatte ich mir eine Zeit in der Nähe von 6 Stunden, und geworden sind es schlussendlich 5 Stunden 59 Minuten.

Check-in

Für das Wochenende war wechselhaftes Wetter angekündigt mit einigen teils heftigen Gewittern und lokalen Überflutungen. So gesehen war die Wettervorschau von Google richtig sympathisch, denn war die Niederschlagswahrscheinlichkeit zwischen 10 Uhr und 17:00 relativ gering. Der Check-in in die Wechselzone begann um 8:30. Ich stand pünktlich in der Schlange der Wartenden, und ebenso pünktlich kam einer der schwersten Wolkenbrüche des ganzen Tages. Innerhalb von zwei Minuten war ich bis auf die Haut komplett nass. Nachdem ich das Rad abgestellt und alle Sachen in Müllsäcken geschützt hergerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Toiletten des Strandbads. Dort gibt es einen Wandfön, mit dem ich mich trocknen und aufwärmen konnte, bevor ich mir den Neo anzog. Das funktionierte wunderbar, verkürzte die Wartezeit bis zum Start und vertrieb potentiell negative Gedanken.

Schwimmen

Die Wind blies kräftig, die Wellen waren ungefähr genauso hoch wie letztes Jahr und kamen aus derselben Richtung – also nichts Neues. Nur die Zeit war um fast fünf Minuten besser.

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Die Radschuhe waren im Plastiksack tatsächlich trocken geblieben. Im Gegensatz zum Vorjahr hatte ich die Gels schon in das Tri-Top gepackt, somit vergaß ich meine Verpflegung dieses Mal nicht in der Wechselzone und sparte mir auch ein paar Handgriffe. Die halbe Käsesemmel vom Frühstück nahm ich mit auf die Strecke, um auf dem Weg nach Frauenkirchen mein zweite Frühstück einzunehmen. Die Zuschauer am Ausgang der Wechselzone hatten ihren Spaß bei meinem Anblick (ich auch).

Radfahren

Auch die drei Runden auf dem 30-km-Radkurs waren windig. Es gab viel Seitenwind, ähnlich wie im Vorjahr. Zwischendurch regnete es leicht, so dass stellenweise in der zweiten Runde die Straße nass war und man den Lacken ausweichen wollte. In der dritten Runde war fast alles schon wieder aufgetrocknet. Auf den ersten zwei Runden konnte ich ein paar Leute überholen. Insgesamt war ich zehn Minuten schneller als im Vorjahr (gleich schnell wie vor zwei Jahren mit ganz wenig Wind bzw. in meiner Erinnerung nur Rückenwind bis Frauenkirchen).

Nach 4:03 kam ich wieder in der Wechselzone an. Ich hatte inzwischen schon ein bisschen zu rechnen begonnen. Um in die Nähe der sechs Stunden zu kommen brauchte es jetzt einen Halbmarathon um die zwei Stunden.

Laufen

Die Laufschuhe waren vom morgendlichen Regenguss natürlich noch nass – auch o.k. Ich kramte noch die Schirmkappe aus dem Rucksack raus, weil ich auf der Laufstrecke mit Regen rechnete und den Durchblick (Brille!) dabei nicht verlieren wollte. Es regnete tatsächlich zweimal, aber beim Laufen macht das nichts. Die Schuhe waren sowieso schon nass, die Temperatur war angenehm, und das Laufen fühlte sich gut an. Da machte sich der Yoga-Block der letzten sechs Wochen in Form von Kraft und Stabilität richtig positiv bemerkbar. Die Zeit hatte ich im Auge, und die sechs Stunden schienen sich auszugehen – ich musste nur bis zum Schluss dranbleiben. Die letzten zwei Kilometer zogen sich gefühlsmäßig fürchterlich dahin. Aber dann war da immer noch der 5er am Beginn der großen Zeitnehmungstafel im Ziel, geschafft!

FazitIMG_3074

Das war ein richtig schönes Rennen: sechs Stunden lang konzentriert und fokussiert aber nicht verbissen geschwommen, geradelt und gelaufen. Da macht es riesige Freude, wenn das Wunschziel dabei als Ergebnis rauskommt.

Und ich wiederhole (mit Copy-&-Paste), was ich letztes Jahr an dieser Stelle schon geschrieben habe: Ich mag Podersdorf, ich mag den Seewinkel, diese ganz spezielle Landschaft. Ich mag es, drei Mal dieselbe Runde zu fahren. Ich mag es auch, die Laufstrecke hin- und her zu pendeln. Das ist für mich nicht langweilig, sondern bekommt immer mehr etwas Vertrautes. Ich glaube, ich werde wieder kommen.

PS

Auf Empfehlung des Coaches, sollte ich diesen Bewerb locker angehen, weil mit der Müdigkeit nach der Langdistanz in Klagenfurt ja noch kein g’scheites Training möglich wäre: „Wenn Du Podo auf ‚locker’ (so locker wie man halt einen 70.3 machen kann *fg*) machen willst, ist das kein Problem.“ Check! Der Trainingsplan hat perfekt gepasst – danke, Mike! Und die letzten Wochen waren dann doch auch mit ein paar „netten“ Trainingseinheiten gespickt.

Mein IRONMAN Austria 2018

Das ist eine Nachlese zu einem Sonntag voller Emotionen, der um 3:45 begann und um 0:15 mit einem Feuerwerk und einem Gruppenselfie endete. Dazwischen lagen 226 Kilometer zu Wasser, zu Radl und zu Fuß – und ganz viele tolle Menschen am Streckenrand. Der IRONMAN Austria 2018 war meine erste Triathlon-Langdistanz und ein Erlebnis, dessen Verarbeitung und Nachbereitung sowohl körperlich als auch mental und emotional etwas länger dauert als bei anderen Bewerben.

Das mit den Emotionen begann schon vor dem Start. Mir schießen ja bei der Hymne immer die Tränen in die Augen (auch jedes Jahr beim Vienna City Marathon). Die ersten Tränen waren noch zu unterdrücken, aber ein bisschen später ist die Emotion dann doch mit mir durchgegangen, und ich war so unendlich froh, dass meine Tochter Kiki einfach da war – ich drinnen im Startblock, sie draußen, zwischen uns das Absperrgitter lagen wir uns in den Armen.

IMG_7507_blogDann setzte sich doch die Konzentration durch. Am Weg zum Start war ich die einzige mit einer knallpinken Badehaube – auf der Suche nach der sogenannten „goggle washing area“, hochtrabender Ausdruck für eine kleine Plastikwanne mit etwas Wasser wenige Meter vor dem Start. Nach dem Waschen der Schwimmbrille war ich also noch mit Feinjustierungen beschäftigt (Brille und darüber die offizielle Badehaube aufsetzen), als ich schon direkt am Start stand und nicht gleich den anderen hinterherlief ins Wasser. Irgendwann begann der Moderator dann einen Spezialcountdown für mich (5-4-3-2-1), klatschte mit mir ab, und es ging ganz am Ende des Feldes los. Wie geplant fand ich eine gute Körperspannung und einen guten Rhythmus, das Orientieren funktionierte, ein paar Wellen störten nur wenig, beim Stau bei der ersten Wendeboje nahm ich mich ein bisschen zurück. Dann ging es an zwei Richtungsbojen weiter zur zweiten Wendeboje, wo mich die Richtungsbojen zurück zuerst ein wenig verwirrten – aber mit dem großen Gebäude beim Lorettobad im Hintergrund und den vielen Richtungsbojen war der Weg zum Lendkanal gar nicht zu verfehlen. Zwei Dreiecksbojen markierten den Eingang zum Lendkanal, das Getümmel wurde ein bisschen dichter, ab und zu gab es Berührungen. Ich blieb in der Mitte und hielt meinen Rhythmus. IMG_7525_blogRelativ bald entdeckte ich meine Supporter am Ufer, die mich tatsächlich erkannten und dann mit mir mitwanderten. In der Nähe des Ziels gab es erste Anzeichen eines Wadenkrampfes – aber das hatte ich in den letzten Wochen auch geübt. Wenn ich mit Neo schwimme, weiß ich, wie ich Krämpfe beim Schwimmen in Schach halten kann. Beim Schwimmausstieg gab es eine Heerschar von Helfern, und nach den Anzeichen von Krampf ließ ich mir da gerne aus dem Wasser helfen! Ich hörte etwas von 1:35 und dachte nur: „Super, unter 1:40 geblieben“ – meine Schwimmzeit war aber letztendlich 1:29:29. Das hätte ich mich vorher für 3,8 Kilometer zwar gewünscht aber nicht zugetraut.

Mein größtes Problem nach dem Schwimmen war, dass ich schon so dringend aufs Klo musste. Ich glaube, ich habe nicht nur das Maltodextrin am Start sondern den halben Wörthersee ausgetrunken. Dieses Mal habe ich nach dem Umziehen auch meine Verpflegung wie geplant ins Trikot gestopft und außerdem am Weg zum Rad noch ein paar Bissen von der Käsesemmel genommen.

Nach einer Stunde und 45 Minuten ging es dann auf die Radstrecke. Familie, Freunde und Vereinskollegen vom Team Sportordination (TSO) standen lautstark an der Radwende, um mich gebührend zu verabschieden. Ich hatte die Radstrecke im Mai schon kennengelernt, fühlte mich wohl und hatte Spaß am Radeln. Beim ersten steileren Anstieg, dem Ribnighügel, wurde ich von einer weiteren Gruppe von Freunden und TSO-Vereinskollegen erwartet und frenetisch angefeuert. Insgesamt waren mehr als 30 Personen in unterschiedlichen Gruppen auf der gesamten Strecke verteilt – gefühlt waren die TSO-Supporter also immer und überall. IMG_2868So war es nicht schwer, immer wieder mit einem breiten Grinser auch die heftigeren Anstiege hinauf zu strampeln. Auch am berühmten Rupertiberg stand jemand vom Verein: Matthias war schon um 6:30 mit dem Rad losgefahren, um sich zu positionieren. Und dann in Klagenfurt bei der Radwende (nach einem Boxenstopp bei der Labestation) standen sie auch wieder, und gleich danach am Beginn der Süduferstraße – immer und überall Team Sportordination (TSO) & Co.! Ich war erstaunlich gut in der Zeit und machte mir Gedanken, ob ich vielleicht überpowert hätte. Die zweiten 90 Kilometer fühlten sich immer noch  gut an, die Supporter waren noch immer an denselben Stellen und mindestens so laut und motiviert wie schon Stunden davor. Vor den zwei Anstiegen blieb ich nun jeweils kurz stehen, um Gel und Getränke (= Energie) zu mir zu nehmen. Dann war ich nach 7:08:00 mit den 180 Kilometern fertig. Zwei Gedanken beschäftigten mich auf den letzten 25 Kilometern am Rad: 1. Wie soll das funktionieren, jetzt auch noch einen Marathon zu laufen? Ein bisschen laufen nach dem Radeln (= koppeln) ja, aber 42,2 Kilometer? Und 2. erschienen nun die 14 Stunden nicht mehr ganz unrealistisch. Logisch und im Nachhinein betrachtet passen Gedanke 1 und Gedanke 2 eigentlich nicht ganz zusammen. Man kann also doch nicht mehr so klar denken nach neun Stunden Sport, aber Marathon laufen geht auch dann noch.

Nach einem kompletten Outfitwechsel ging es auf die Laufstrecke. Wieder war relativ rasch ein Rhythmus gefunden. Das Laufen fühlte sich langsam an, aber viel schneller wäre auch nicht (lange gut) gegangen. Immerhin konnte ich kontinuierlich andere Läufer überholen. Viele gingen mehr als dass sie liefen. 45753a2b-7c72-49bc-9984-2429c201dbf0Mein Ziel war es, den Marathon durchzulaufen – und das hat funktioniert. Nur bei den Labestationen bin ich gegangen, weil ich es hasse, mich mit Getränken anzuschütten. Ich nahm bewusst regelmäßig Wasser und Iso, probierte die Pizza und die Salzcracker (beides nix für mich) und blieb schlussendlich bei meinen eigenen Gels und einem Stück Banane. Gedanklich portionierte ich die Strecke und lief so eine überschaubare Etappe nach der anderen. Und immer wieder waren da die TSO-Supporter, die anfeuerten, klatschten und fotografierten. Es war jedes Mal aufs Neue eine Freude! Tempo, Konzentration und Motivation waren auf einem ganz eigenartigen Energielevel – nicht extrem hoch, aber irgendwie total ausbalanciert und fokussiert.

Bei Kilometer 40 stand meine Nichte Lisa mit ihrer Laufadoptivfamilie, bei Kilometer 41 meine Tochter Kiki und Freunde. Die letzten zwei Kilometer lief ich mit einem Dauergrinsen und einer tiefen inneren Freude – und mit dem Blick auf die Uhr: die 14 Stunden würden sich ganz leicht ausgehen! Das war mein Plan A (Untertitel: „Wunschtraum“ – nicht ganz realistisch; funktioniert nur, wenn alles perfekt passt). Plan B wäre so um die 15 Stunden gewesen und den Marathon durchzulaufen. Plan C wäre das Finishen (auch mit Gehen) in 17 Stunden gewesen.

Wenige Meter vor dem Zielkanal stand noch eine TSO-Gruppe am Streckenrand. 6696390f-fec4-4e06-9b26-0517c340fbcfDann kam die letzte Kurve, und der Zieleinlauf begann. Jetzt nahm ich keine Details und auch keine Einzelpersonen mehr wahr. Alles war rot, laut, voller Menschen, und ich lief mit einem Grinser bis zum Zielbogen. Dort drehte ich mich noch einmal um und sah Kiki, die sich bis ganz nach vorne gekämpft hatte, und ich konnte Ihr doch noch zujubeln. Wenige Minuten später war sie es dann, der vor lauter Emotionen die Tränen gekommen sind – und wir sind uns im Ziel so wie in der Früh am Start in den Armen gelegen.

Gut, dass Kiki und Alex L. einige Videoclips gedreht haben. So habe ich im Nachhinein die berühmten Wort „Rosa, you are an Ironman“ auf meinem privaten Wettkampfvideo doch noch mitbekommen.

(Musik im Video: Accelerator / von Dag Reinbott / https://www.terrasound.de)
(Fotos: Kiki Z., Walter F., Alex L., Lisa F.)

Halbdistanz nach dem Prinzip Hoffnung

Nachdem diverse Verletzungen die letzten 1,5 Jahre zu einer Herausforderung der besonderen Art gemacht haben, gab es nun endlich wieder einen Wettkampf wie er sich richtig anfühlen sollte: die erste Triathlon-Halbdistanz gut und sicher ins Ziel gebracht!

Vor einem Jahr beim ersten Antreten in Podersdorf war wegen einer hartnäckigen Fußverletzung bereits am Start klar, dass nach dem zweiten Wechsel Schluss sein würde. Dieses Jahr trat dann im Juni aus heiterem Himmel ein Überlastungssyndrom am Beckenkamm auf. Nach einem kurzen Ärztemarathon und ärztlichem O.K. wurde weiter trainiert, das Laufen allerdings auf Sparflamme. Das Ziel für die Halbdistanz beim Austria Triathlon in Podersdorf war somit ganz einfach definiert: ins Ziel kommen – nach dem Prinzip Hoffnung. Und irgendwie hat sich dann auch das Training in den letzten Wochen richtig gut angefühlt.

Die Vorbereitungen am Tag vor dem Start waren umfassend: Rad putzen, Material noch einmal überprüfen, Verpflegung herrichten. Alles war genau durchdacht, organisiert und beschriftet:

  • zwei Flaschen Maltodextrinlösung fürs IMG_1456 KopieRad und eine für die Wechselzone,
  • Gels und Bananenhälften, die in die Taschen des Radtrikots gesteckt werden sollten,
  • Nüsse und Datteln in einem Täschchen am Oberrohr des Rads,
  • Gels fürs Laufen in einem extra Sackerl.

Und dann hat es doch nicht funktioniert. Die Gels und Bananen fanden nicht ihren Weg ins Radtrikot, aber das fiel mir erst nach einigen Kilometern auf der Radstrecke auf, da war es dann zu spät! Aber der Reihe nach:

Podo_Start KopieDas Schwimmen war angesichts des Windes und der Wellen eine Herausforderung, vor allem das Orientieren, denn man konnte kaum über die Wellen schauen, um die Bojen zu sehen. Die Lösung für das Dilemma war dann ein kurzerhand ganz speziell adaptierter Schwimmstil: mitten im Kraulen immer wieder einmal einen Brustzug einlegen, bei dem man über die Wellen drüber schauen und sich orientieren konnte. Das Querstück zwischen erster und zweiter Boje war dann auch zur Hälfte ein Brustschwimmen, um besser durch die Wellen, die nun von links vorne kamen, durch zu tauchen. Der Rückweg mit den Wellen von schräg hinten ging dann flotter. Insgesamt bin ich die ganze Strecke geschwommen, bis die Knie beim Beinschlag im Sand waren. Da die Zeit fast gleich war, wie letztes Jahr, aber bei ungleich schwierigeren Bedingungen, werte ich das als leichte Verbesserung. Aber da ist noch sehr viel zu tun.

T1 – Wechselzone ohne Stress: Neo ausziehen; gut abtrocknen; trockenes Trikot und Hose anziehen; trinken und Gel essen; Helm, Startnummer, Brille und Radhandschuhe – fertig! … dachte ich.

Das Radfahren begann mit Rückenwind in Richtung Fauenkirchen – und mit der Erkenntnis, an Verpflegung nur das Maltodextrin in den Flaschen sowie Nüsse und Datteln mit zu haben. Die Gels und Bananen waren in der Wechselzone geblieben. Gut, dass ich beim Umziehen nach dem Schwimmen noch ein halbes Gel so nebenbei zu mir genommen und Maltodextrinlösung getrunken hatte. Ab der zweiten Runde habe ich dann zu essen begonnen. Insgesamt bin ich mit zwei Datteln, fünf Walnusshälften und eine Flasche Maltodextrin sehr gut ausgekommen – und es wären noch mehr Trockenfrüchte da gewesen. Gegenwind gab es dann natürlich auch genug. Insgesamt war das Radfahren mit dem Wind doch um einiges fordernder als im Jahr davor und somit auch um ca. 10 Minuten langsamer.

Anders als im letzten Jahr gab es heuer auch sehr viele sehr enge und daher für mich extrem unangenehme Überholmanöver schnellerer Fahrer und ganzer Gruppen (von wegen Windschattenverbot!). Wenn ich als langsame Teilnehmerin bewusst weit rechts fahre – auch in den engen Kurven durch die Lacken – empfinde ich das enge Überholen als rücksichtslos (fast schon unsportlich). Keine Rede von 1,5 Metern Abstand laut Wettkampfbesprechung.

T2 – Wechselzone ohne Besonderheiten – ein bisschen schneller könnte es gehen.

Das Laufen fiel dann wie erwähnt unter das Prinzip Hoffnung. Und es ging richtig gut. Ein passendes Tempo war rasch gefunden. Es sollte halbwegs flott sein, aber auch so, dass ich das Gefühl hatte, damit konstant und sicher bis ins Ziel laufen zu können. Pace oder Puls waren egal – einfach laufen. Die Verpflegung mit Wasser und Iso-Getränken bei den Labestationen auf der Laufstrecke hat gut funktioniert – auf den letzten vier Kilometern kam noch ein eigenes Gel (Kaffee-Haselnuss) dazu, und das war auch notwendig. Beim Versuch, auf den letzten ein bis zwei Kilometern noch ein bisschen zuzulegen, waren kaum mehr Reserven mehr da. Und das ist gut so.

Im Ziel wäre ich fast ein bisschen emotional geworden, aber nur kurz. Es ist doch schön, ein Ziel zu erreichen, für das man zwei Anläufe gebraucht hat. Mit Kaffee und Kuchen, einer Plauderei mit einem Arbeitskollegen und einer Massage wurden die Regenerationsmaßnahmen noch im Zielbereich eingeleitet 🙂

Podo_Ziel Kopie

Und noch etwas: Ich mag Podersdorf, ich mag den Seewinkel, diese ganz spezielle Landschaft. Ich mag es, drei Mal dieselbe Runde zu fahren. Ich mag es auch, die Laufstrecke hin- und her zu pendeln. Das ist für mich nicht langweilig sondern bekommt immer mehr etwas Vertrautes. Ich glaube, ich werde wieder kommen.

Obwohl ich – wie nach jedem Marathon – nach dem Bewerb kaum schlafen konnte, fühlte ich mich am nächsten Tag gut. Massage, Dehnen und die Stabis der letzten zwei Monaten haben Wirkung gezeigt!

Gelernt fürs nächste Mal:

  • Die Verpflegung für Rad und Lauf in die Schuhe stecken – da kann sie dann nicht übersehen werden.
  • Auf dem Rad ein bisschen selbstbewusster agieren, Kurven und Labstationen schneller durchfahren.

Zurück auf der Marathonstrecke

Ein Rückblick auf den Vienna City Marathon 2017, für mich der 11. VCM in Folge. Der Weg dahin war steinig. Die Hauptsache ist, nach einem verletzungsgeprägtem Jahr gesund im Ziel angekommen zu sein.

Rückblick – Bei meinem Jubiläumsmarathon vor einem Jahr habe ich mich verletzt. Die Plantarfasziitis hat tatsächlich zu einer mehrmonatigen läuferischen Zwangspause geführt, auch wenn ich das anfangs nicht wahrhaben wollte. Laufeinsteig war dann erst wieder im September, vorerst einmal ganz vorsichtig, ab Dezember auch lange Läufe (und weiterhin viel Grundlage am Ergometer) und ab Februar immer intensivere und spezifischere Laufeinheiten.

Unmittelbar vor dem Marathon Gut zwei Wochen vor dem Rennen gab es einen Crescendolauf: jeweils 7 Kilometer in 6:50, dann 6:20, gefolgt von 5:50 und schlussendlich 5:20. Und weil es trotz Regen so schön war habe ich aufgerundet auf 32 Kilometer. Danach hat sich das Tapering richtig gut und verdient angefühlt. In der letzten Woche vor dem Rennen: genug geschlafen (kommt eh selten genug vor), gut gegessen aber nie zu viel, Carbo-Loading ergänzt mit 6%-iger Maltodextrinlösung von Donnerstag bis Samstag, und insgesamt angespannt aber nicht zu nervös.

Am Start – In der Früh war es echt kalt und ein bisschen windig. Eingewickelt in einen Müllsack war ich früh in meinem Startblock. Die gut überlegte und strategisch gewählte Position war perfekt, denn heuer hatte ich seit Jahren wieder einmal keinen Stau in der Prater Hauptallee. Rundherum liefen von der Reichsbrücke weg alle in etwa mein Tempo, kein Stress mit überholen und zick-zack-laufen.

Die erste Hälfte – Es hatte also gut begonnen. Eigentlich hatte ich (zu) schnell begonnen, denn bei Kilometer 5 war ich ca. eine Minute unter meiner Traumzeit. Plan A ist ja immer eine persönliche Bestzeit. Plan A+ wäre die Vision einer Traumzeit, Plan B ist irgendwie ins Ziel kommen, und Plan C ist die Abzweigung zum Halbmarathonziel – aber das ist eigentlich kein Plan sondern eine Notlösung. Aber zurück auf die Strecke: Ich fühlte mich gut und beschloss, ein wenig zu dosieren, das heißt das Wunschtempo von 5:20/km zu halten. Irgendetwas liegt aber schon seit letztem Jahr bei Kilometer 15 in der Luft oder auf der Strecke, denn die Schleife vom letzten Stück der Wienzeile vorbei am Technischen Museum und rein in die Mariahilfer Straße war wieder richtig zach! Letztes Jahr haben hier die Schmerzen im Fuß begonnen, dieses Mal war es wie gesagt zach – und die Hoffnung auf ein bisschen Erholung die MaHü runter erfüllt sich auch selten. Ich glaube ja, dass zwischen Kilometer 15 und 17 irgendwo der Mann mit dem Hammer versteckt ist und schon ein bisschen übt. Trotzdem war der erste Halbmarathon noch voll im Plan, die Minute Puffer aber fast aufgebraucht. Da ich meine Maltodextrinflasche noch immer in der Hand trug, brauchte ich nur wenig Zeit für etwas zusätzliche Verpflegung von den Labestationen.

Die zweite Hälfte – Irgendwann zwischen Kilometer 21 und 23 fühlten sich die Oberschenkel nicht mehr so gut an. Das habe ich so noch nicht erlebt, wenn sich die Muskeln hart statt halbwegs geschmeidig anfühlen und anfangen, ein bisschen zu schmerzen – nicht arg aber unangenehm. Bei den Labestationen auf der zweiten Hälfte brauchte ich nun länger – nur ja genug trinken, lieber ein paar Schritte gehen und sich etwas erholen als sich verschlucken und erst recht Stress kriegen. Langsam war klar, dass die Traumzeit nicht erreichbar war, die Hoffnung auf eine persönliche Bestzeit war noch nicht ganz dahin. Zum Schluss haben genau 30 Sekunden gefehlt – schade. Aber der Fuß hat gehalten, ist 42 Kilometer gelaufen und war auch die Tage danach nicht wirklich beleidigt. Ab Kilometer 35 musste ich mich sehr konzentrierten, um aufkeimende Krämpfe in den Zehen und in ein paar Muskeln rund ums Knie rechtzeitig wegzudenken.

Fazit – Was nehme ich nun mit aus den Erfahrungen meines 11. Marathons?

  • Man kann Grundlagenausdauer auch am Rad bzw. Ergometer trainieren – großes Danke an Mike, der auch für eine marode Hobbyathletin einen passenden Trainingsplan schmiedet! Meine laufspezifische Muskulatur in den Beinen braucht aber doch ausreichend Lauftraining.
  • Mit mehr Kniebeugen bzw. Krafttraining ganz allgemein wären die muskulären Defizite wohl geringer gewesen. Ich sollte wieder eine Strategie finden, wie ich das in meinen Tagesablauf integriere (so wie vor 2-3 Jahren, aber das ist eine andere Geschichte…).
  • Ein Tempo zwischen 5:00/km und 5:20/km ist auf einem Halbmarathon machbar – warum sollte es nicht auf der zweiten Hälfte eines Marathons auch möglich sein? Vielleicht sollte ich in Zukunft öfter an einen langen Lauf eine Endbeschleunigung anhängen, auch wenn das nicht am Plan steht (sorry, Mike 😉 ).
  • Die Labestationen auf der zweiten Hälfte haben Zeit gekostet. Vielleicht sollte ich es beim nächsten Mal doch mit Eigenverpflegung probieren – Flasche schnappen und im Laufen trinken.

Nachtrag – Die Firmenwertung habe ich gewonnen. Und mit dem Preisgeld gehe ich Laufschuhe kaufen 🙂

Ende der Funkstille – es läuft wieder

Ein halbes Jahr ohne Laufen, das geht – aber wenn es wieder läuft, ist es doch um vieles besser! Heute wurde in Wien die Laufsaison eröffnet, und ich war als Pacemakerin dabei.

Rekapitulieren wir kurz:

  • Verletzung beim Vienna City Marathon 2016 – mein 10. Marathon sollte zum Jubiläum unbedingt eine persönliche Bestzeit bringen. Daraus wurde „nur“ die zweitbeste Marathonzeit und einen Plantarfasziitis.
  • Sechs Monate ohne Laufen – viel Radfahren und Schwimmen, denn der zweite Saisonhöhepunkt 2016 war ein Triathlon über die Halbdistanz. Der musste aber, so wie einige Testwettkämpfe davor, nach dem zweiten Wechsel abgebrochen werden.
  • Vorsichtiger Wiedereinstieg ins Laufen im September/Oktober – die Gedanken immer beim Fuß. Erste Wettkämpfe – der Fuß spielte mit.
  • Triathlontrainingslager im Februar – das Vertrauen in den Fuß steigt. Viel Dehnen und Massieren ist immer noch notwendig, aber inzwischen ist klar, was gut tut.
  • Der Trainingsplan ist wieder auf den Vienna City Marathon am 23.4.2017 ausgerichtet – aber im Gegensatz zum Vorjahr ist das Motto über der heurigen Saison „GELASSENHEIT“.
    Oder um es auf Kärntnerisch auszudrücken: Loss lei lafn! Bzw. Wonn’s laft, donn laft’s.
170305_pacenlaufenhilft
Luftballon flieg … (…mir nicht davon)!

Heute also Laufen Hilft – eine wunderbare, sehr gut organisierte Veranstaltung, mit der in Wien schon seit 10 Jahren irgendwie die Laufsaison eröffnet wird.

Offiziell habe ich noch nie Tempomacher gespielt, daher war durchaus Nervosität da. Vor allem die große Unbekannte: wie läuft es sich mit einem riesengroßen, heliumgefüllten Luftballon?

Und wie wird der am besten befestigt? Dazu konnte man in unserem Pacemakerteam heute interessante Beobachtungen machen:

  • Mann 1: Schnur am Startnummernband festgebunden – fertig – los.
  • Mann 2: Schnur innerhalb des T-Shirts am Rücken geführt – am Startnummernband festgebunden (und evtl. mit einer Sicherheitsnadel am Halsbündchen geführt) – fertig – los.
  • Mann 3 (seines Zeichens Physiotherapeut – hat also Tapes als Grundausstattung in jeder Lebenslage dabei): Schnur innerhalb des T-Shirts am Rücken geführt – am Startnummernband festgebunden – am Rücken mit Kinesiotape festgeklebt – fertig – los.
  • Frauen: Schnur innerhalb des T-Shirts am Rücken geführt – durch den BH gezogen und dort festgemacht – am Startnummernband festgebunden – mit ein bis zwei Sicherheitsnadeln am Rücken und Halsbündchen geführt – fertig – los. Sicher ist sicher, und die Kräfte verteilen sich so einfach besser 😉

Und das Pacen an sich: den Halbmarathon zu schnell begonnen, um ja nicht am Anfang Zeit zu verlieren. Dann ein gleichmäßiges, immer noch eher zügiges Tempo, so dass zum Schluss als Bruttozeit 1:59:55 auf der Anzeigetafel stand – Netto waren es aber doch 1:56:46. Sorry an all jene 2-Stunden-Läufer, denen mein Luftballon auf der ersten Runde entfleucht ist!