Zurück auf der Marathonstrecke

Ein Rückblick auf den Vienna City Marathon 2017, für mich der 11. VCM in Folge. Der Weg dahin war steinig. Die Hauptsache ist, nach einem verletzungsgeprägtem Jahr gesund im Ziel angekommen zu sein.

Rückblick – Bei meinem Jubiläumsmarathon vor einem Jahr habe ich mich verletzt. Die Plantarfasziitis hat tatsächlich zu einer mehrmonatigen läuferischen Zwangspause geführt, auch wenn ich das anfangs nicht wahrhaben wollte. Laufeinsteig war dann erst wieder im September, vorerst einmal ganz vorsichtig, ab Dezember auch lange Läufe (und weiterhin viel Grundlage am Ergometer) und ab Februar immer intensivere und spezifischere Laufeinheiten.

Unmittelbar vor dem Marathon Gut zwei Wochen vor dem Rennen gab es einen Crescendolauf: jeweils 7 Kilometer in 6:50, dann 6:20, gefolgt von 5:50 und schlussendlich 5:20. Und weil es trotz Regen so schön war habe ich aufgerundet auf 32 Kilometer. Danach hat sich das Tapering richtig gut und verdient angefühlt. In der letzten Woche vor dem Rennen: genug geschlafen (kommt eh selten genug vor), gut gegessen aber nie zu viel, Carbo-Loading ergänzt mit 6%-iger Maltodextrinlösung von Donnerstag bis Samstag, und insgesamt angespannt aber nicht zu nervös.

Am Start – In der Früh war es echt kalt und ein bisschen windig. Eingewickelt in einen Müllsack war ich früh in meinem Startblock. Die gut überlegte und strategisch gewählte Position war perfekt, denn heuer hatte ich seit Jahren wieder einmal keinen Stau in der Prater Hauptallee. Rundherum liefen von der Reichsbrücke weg alle in etwa mein Tempo, kein Stress mit überholen und zick-zack-laufen.

Die erste Hälfte – Es hatte also gut begonnen. Eigentlich hatte ich (zu) schnell begonnen, denn bei Kilometer 5 war ich ca. eine Minute unter meiner Traumzeit. Plan A ist ja immer eine persönliche Bestzeit. Plan A+ wäre die Vision einer Traumzeit, Plan B ist irgendwie ins Ziel kommen, und Plan C ist die Abzweigung zum Halbmarathonziel – aber das ist eigentlich kein Plan sondern eine Notlösung. Aber zurück auf die Strecke: Ich fühlte mich gut und beschloss, ein wenig zu dosieren, das heißt das Wunschtempo von 5:20/km zu halten. Irgendetwas liegt aber schon seit letztem Jahr bei Kilometer 15 in der Luft oder auf der Strecke, denn die Schleife vom letzten Stück der Wienzeile vorbei am Technischen Museum und rein in die Mariahilfer Straße war wieder richtig zach! Letztes Jahr haben hier die Schmerzen im Fuß begonnen, dieses Mal war es wie gesagt zach – und die Hoffnung auf ein bisschen Erholung die MaHü runter erfüllt sich auch selten. Ich glaube ja, dass zwischen Kilometer 15 und 17 irgendwo der Mann mit dem Hammer versteckt ist und schon ein bisschen übt. Trotzdem war der erste Halbmarathon noch voll im Plan, die Minute Puffer aber fast aufgebraucht. Da ich meine Maltodextrinflasche noch immer in der Hand trug, brauchte ich nur wenig Zeit für etwas zusätzliche Verpflegung von den Labestationen.

Die zweite Hälfte – Irgendwann zwischen Kilometer 21 und 23 fühlten sich die Oberschenkel nicht mehr so gut an. Das habe ich so noch nicht erlebt, wenn sich die Muskeln hart statt halbwegs geschmeidig anfühlen und anfangen, ein bisschen zu schmerzen – nicht arg aber unangenehm. Bei den Labestationen auf der zweiten Hälfte brauchte ich nun länger – nur ja genug trinken, lieber ein paar Schritte gehen und sich etwas erholen als sich verschlucken und erst recht Stress kriegen. Langsam war klar, dass die Traumzeit nicht erreichbar war, die Hoffnung auf eine persönliche Bestzeit war noch nicht ganz dahin. Zum Schluss haben genau 30 Sekunden gefehlt – schade. Aber der Fuß hat gehalten, ist 42 Kilometer gelaufen und war auch die Tage danach nicht wirklich beleidigt. Ab Kilometer 35 musste ich mich sehr konzentrierten, um aufkeimende Krämpfe in den Zehen und in ein paar Muskeln rund ums Knie rechtzeitig wegzudenken.

Fazit – Was nehme ich nun mit aus den Erfahrungen meines 11. Marathons?

  • Man kann Grundlagenausdauer auch am Rad bzw. Ergometer trainieren – großes Danke an Mike, der auch für eine marode Hobbyathletin einen passenden Trainingsplan schmiedet! Meine laufspezifische Muskulatur in den Beinen braucht aber doch ausreichend Lauftraining.
  • Mit mehr Kniebeugen bzw. Krafttraining ganz allgemein wären die muskulären Defizite wohl geringer gewesen. Ich sollte wieder eine Strategie finden, wie ich das in meinen Tagesablauf integriere (so wie vor 2-3 Jahren, aber das ist eine andere Geschichte…).
  • Ein Tempo zwischen 5:00/km und 5:20/km ist auf einem Halbmarathon machbar – warum sollte es nicht auf der zweiten Hälfte eines Marathons auch möglich sein? Vielleicht sollte ich in Zukunft öfter an einen langen Lauf eine Endbeschleunigung anhängen, auch wenn das nicht am Plan steht (sorry, Mike 😉 ).
  • Die Labestationen auf der zweiten Hälfte haben Zeit gekostet. Vielleicht sollte ich es beim nächsten Mal doch mit Eigenverpflegung probieren – Flasche schnappen und im Laufen trinken.

Nachtrag – Die Firmenwertung habe ich gewonnen. Und mit dem Preisgeld gehe ich Laufschuhe kaufen 🙂