Der Zenit im Läuferinnenleben?

Die angestrebte Bestzeit über die Halbmarathondistanz ist das  heute bei weitem nicht geworden. Und ich frage mich gerade, wie lange – mit Bezug auf Lebens- und Trainingsalter – es Sinn macht, persönliche Bestzeiten anzustreben. Ich sage ja schon seit zwei bis drei Jahren, dass ich (auch) gegen meine biologische Uhr laufe. Aber eigentlich hätte ich da noch ein paar persönliche Schallmauern im Visier.

Der heutige Halbmarathon im Piestingtal war ein wunderschöner Herbstlauf. Bei der Anreise schaute der Tag grau und nebelig aus – was für das Laufen ja kein Hindernis ist. Am Start kam dann die Sonne heraus, und die Bedingungen waren wirklich ideal und angenehm. Der Lauf geht durch das Piestingtal, zu einem großen Teil auf einem Weg zwischen Piesting und Wald, mit mehreren Holzbrücken, die es immer wieder zu queren gilt. Die Herbstfarben der Bäume und Sträucher von leuchtendem Gelb bis Knallrot waren beeindruckend – einfach schön.

Die ersten 10 Kilometer verliefen nach Plan. Von Kilometer 11 bis 16 wurden die Kilometerzeiten deutlich langsamer als geplant. Dann ging es wieder besser, aber mehr als 1:48:33 war heute doch nicht drinnen. Und da hat mein ganz persönlicher Pacemaker sein Bestes gegeben. Michi, vielen Dank, du hast das für mein Gefühl perfekt gemacht. Ich bin nach einer schlechten Erfahrung vor einigen Jahren mit der Zunft der Pacemaker wieder versöhnt. Trotz der landschaftlichen Schönheit eignet sich die Strecke für mich nicht ganz für eine Bestzeit. Die vielen kleinen Anstiege (und der ganz heftige bei Kilometer 18) kosteten mich viel mehr Kraft und Zeit, als dass sich das insgesamt negative Höhenprofil als Vorteil erwiesen hätte. Die Organisation des Laufs war perfekt. Ich denke, dass ich  nicht das letzte Mal im Piestingtal gelaufen bin. IMG_0093

Dass ich in meiner Altersklasse dritte geworden bin und eine schöne gläserne Trophäe mit nach Hause nehmen durfte, freut mich natürlich sehr. Und zwanzigste von insgesamt 96 Finisherinnen ist eigentlich auch nicht übel.

Über meine Ziele werde ich in den nächsten Tagen und Wochen ein bisschen grübeln. Immerhin trete ich jetzt eine Saisonpause an. Schauen wir einmal, was mit ein bisschen Abstand, nachdenken und plaudern dabei rauskommt.

Zum zweiten Mal auf der Langdistanz

Es sagen ja viele, dass der zweite Antritt auf einer Triathlon-Langdistanz schwieriger ist als der erste. Dass es auch für mich letztes Wochenende beim IRONMAN Austria in Klagenfurt schwieriger war als vor einem Jahr, lag vor allem an ein paar Umständen, die ich nur bedingt beeinflussen konnte.

Der Zeitplan für den Sonntag sah aufstehen um 3:45 und Frühstück um 4:00 vor. Zu Fuß ging es dann vom Hotel zur Wechselzone, um das Rad aufzupumpen und die Flaschen, Nüsse und Datteln herzurichten – nicht zu vergessen die Käsesemmel in den blauen Sack zu geben für den Beginn der Radstrecke. Dann ging es weiter zum Strandbad. IMG_4505 Da angesichts der Wassertemperaturen von über 26° bereits am Vortag ein Neoprenverbot ausgesprochen worden war, ging das Umziehen recht schnell und ich war gemeinsam mit meiner Begleiterin mit genug Zeitpuffer im passenden Startblock. Ich war mindestens genauso nervös wie beim ersten Mal aber anders. Beim Aufsetzen der Badehaube war ich so zittrig, dass es mir auch im zweiten Versuch nicht gelang. Ein aufmerksamer Athlet eilte mir spontan zu Hilfe. Es würde ohne Neopren ein Schwimmen gegen die Cut-off-Zeit und gegen die Angst werden. Am Vorabend hatte ich noch einen Fernsehbericht gesehen, in dem von drei schweren Badeunfällen an Kärntner Seen an dem Tag gesprochen worden war, zwei Personen mussten reanimiert werden und befanden sich in kritischem Zustand. Ich fühlte mich unsicher – und dieses Gefühl sollte mich auf mehr als drei Kilometern begleiten.

Das Schwimmen wollte ich daher ruhig angehen, um nur ja nicht in irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Atmen oder Verschlucken zu kommen. Obwohl ich nach wenigen hundert Metern ganz bewusst wahrnahm, dass da eine ganze Menschenkette auf Boards und SUPs aufgereiht war und auf uns aufpasste, schaffte ich es nicht, den Schalter im Kopf umzulegen und mit mehr Druck und Frequenz zu schwimmen. Im Nachhinein gesehen ärgere ich mich ein bisschen, dass ich das Vertrauen in die vorhandenen Beobachter und Retter nicht finden konnte. Bildschirmfoto 2019-07-13 um 20.47.52Erst im Lendkanal kehrte mehr Sicherheit und Mut zurück, meine Supporter hatten am Ufer ausgeharrt und spazierten mit mir bis zum Schwimmausstieg. Ich schwamm endlich ein bisschen kraftvoller und überholte noch ein paar Leute – was da hinten am Ende des Feldes das Kraut auch nicht mehr fett macht. Schlussendlich brauchte ich 40 Minuten länger fürs Schwimmen als vor einem Jahr mit Neoprenanzug und mehr Selbstvertrauen.

Das Radfahrenführte zum ersten Mal in der Geschichte des IRONMAN Austria über eine einzige 180 Kilometer lange Schleife durch halb Kärnten. Auf den ersten Kilometern jausnete ich meine Käsesemmel vor mich hin. Dann ging es von Klagenfurt rund 25 Kilometer flach aber immer leicht ansteigend über die Schnellstraße, dann über einen schönen Anstieg auf den Kraiger Berg rauf und schlussendlich runter nach Sankt Veit und dort über das Kopfsteinpflaster am Hauptplatz. Das Wetter war perfekt zum Radfahren mit wenig Wind und ein bisschen Sonne. smacap_BrightEntlang der neuen Strecke gab es immer wieder sowohl große organisierte Hot Spots als auch kleine private Grüppchen, die auch noch die hinteren Athletinnen und Athleten anfeuerten. Der Abschnitt von Sankt Veit nach Feldkirchen war ruhig, um nicht zu sagen ein bisschen fad. Nach Feldkirchen ging es lange flott bergab bis es dann bei Moosburg wieder rauf und runter ging und über Krumpendorf nach Klagenfurt zurück. Dort begibt man sich dann auf den klassischen Teil der Runde, der zuerst über die Wörthersee Süduferstraße nach Velden führt. Als ich nach Maria Wörth kam, wurde es fast finster – sogar die Straßenbeleuchtung war angegangen. Sturm kam auf, Blätter und Äste wurden von den Bäumen geschleudert und dann goss es wie aus Kübeln. Das Wasser rann in kleinen Bächen über die Straße – und natürlich in die Schuhe und wieder raus. Innerhalb weniger Minuten war ich komplett nass und radelte weiter vor mich hin, gespannt, was die Einsatzkräfte und Streckenposten wohl tun würden. Es patrouillierten zwar mehr Polizeimotorräder, aber das Rennen ging weiter. Nach einer geschätzten halben Stunde wurde der Regen weniger und hörte dann ganz auf. Allerdings wurde mir dann wegen der Kombination von Wind, Fahrtwind und Nässe rasch sehr kalt. Erst irgendwann nach Schiefling wurden ein paar Wolken dünner und jeder geahnte Sonnenstrahl war eine Wohltat. Ich hatte ja mit dem Gewitter (und meinem Rückstand) eigentlich Glück. Ich bekam keinen Hagel ab, und ich befand mich auf einem relativ einfachen Streckenteil, auf dem ich trotz Wassers auch die Bergabpassagen ohne Bremsen bewältigen konnte. Bis ich dann zum Rupertiberg kam, war die Straße hinauf nur mehr feucht und auf der anderen Seite runter schon fast trocken, also keine Angst vor potentiellen Nassbremsmanövern bergab.  Zurück nach Klagenfurt gibt es dann noch einige „Schupfer“, das heißt nach einer kurzen Abfahrt geht es gegenüber wieder bergauf. Ich fahre da immer mit Schwung runter und den Gegenhang auf dem großen Kettenblatt rauf und überhole in der Regel Leute, die viel zu früh schalten. Beim allerletzten Schupfer wollte ich dann doch noch schalten, die Kette fiel aber ganz runter – kein Treten mehr möglich, ich wurde immer langsamer und konnte mir in Gedanken zuschauen, wie ich langsam umfiel. Es ist nichts passiert, aufstehen, Krone bzw. Kette richten und weiter. Dieses Mal war wirklich alles dabei, was man nicht unbedingt brauchen kann. Die Radstrecke ist zwar nicht ganz vergleichbar mit dem Vorjahr, aber trotz Gewitter, Wind und Umfaller habe ich nur drei Minuten länger dafür gebraucht. Beim Wechseln war mir noch immer ein bisschen kalt, aber es war o.k.

Meistens kommt mir beim Radfahren im Wettbewerb vor lauter Freude das Grinsen, aber das ist mir dieses Mal in Kärnten ein bisschen eingefroren. Der breite Grinser wollte sich heuer nicht einstellen.

Das Laufenbegann mit neuen Zusatzschleifen rund um das Seeparkhotel herum. Das mag in der Mitte des Feldes ganz nett sein, wenn noch viele Leute dort stehen und anfeuern, aber am Ende des Feldes fühlt man sich da ein bisschen alleine auf den ersten zwei Kilometern. Gut, dass mein Supportteam da war – die haben alles wett gemacht und mich angefeuert! Ich versuchte, bald einen guten Laufrhythmus zu finden und mich darauf zu konzentrieren. Zum Plaudern war mir dabei nicht zumute (sorry Michael), und das erste Drittel des Marathons ging dann tatsächlich recht flott. burstIch freute mich jedes Mal, wenn ich mein Unterstützerteam am Streckenrand sah. Aber sogar meiner Tochter fiel auf, dass das Lächeln bei weitem nicht so befreit war wie sonst. Ich wurde dann zwar langsamer, konnte aber konstant durchlaufen und machte nur bei den Labestationen kurze Gehpausen, um Verpflegung aufzunehmen. Auf den letzten drei Kilometern wurde es noch einmal ein bisschen härter: bei einzelnen Schritten spürte ich stechenden Schmerzen im rechten äußeren Seitenband und konzentrierte mich noch einmal extra auf Körperspannung und Schritte, damit nichts passierte. Außerdem begann es zu dämmern und wurde rasch dunkel – aber dafür war ich vorbereitet Jich hatte mir eine Taschenlampe im Schlüsselanhängerformat in die Laufhose gesteckt und auf den letzten zwei Kilometern im Park und am Plattenwirt vorbei auch tatsächlich benutzt. Beim nächsten Mal möchte ich aber lieber wieder bei Tageslicht oder in der Dämmerung ins Ziel laufen.

Im Zielkanal war dann zwar der Laufschritt nicht mehr sehr IMG_9123dynamisch dafür aber endlich ein erleichterter Grinser da. Ich sah mein Unterstützerteam und freute mich riesig über die tolle Stimmung. Erleichtert war auch meine Tochter, die sich während des Gewitters doch ein paar Sorgen gemacht hatte.

Mein Plan Awar gewesen, etwas schneller und somit früher im Ziel zu sein als letztes Jahr. Dieses Ziel habe ich klar verfehlt, und ich weiß genau, woran ich arbeiten kann, wenn ich es wieder einmal versuchen sollte.
Plan B, nämlich gesund und sicher ins Ziel zu kommen und dabei sowohl die Schwimmdistanz durchzukraulen und den Marathon durchzulaufen hat funktioniert. Die paar Brusttempi zum Orientieren und zum Quatschen gestehe ich mir ebenso zu wie die kurzen Gehpausen beim Trinken an den Labestationen. Plan C (irgendwie ins Ziel gehen) habe ich nicht gebraucht, und Aufgeben ist solange keine Option wie die eigene Gesundheit und Sicherheit nicht gefährdet ist.

Der Weg ist das Ziel

Der Februar ist zwar der kürzeste Monat im Jahr, aber so schnell wie heuer ist er gefühlt noch nicht oft vergangen. Es war ja auch ständig etwas los. 

Öffentlichkeitsarbeit für den Verein – Seit wenigen Wochen gibt es die Facebook-Seite vom Verein Team SPORTordination. Die wöchentlichen Video-Beiträge zu planen, zu drehen und zu schneiden, nimmt doch einige Zeit in Anspruch. Aber es macht auch Spaß, die Sportskolleginnen und -kollegen auszufragen. 

Dienstreisen und Training – Auslandsdienstreisen lassen sich nicht immer

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E-Kreuz – Ausstellungsobjekt vor dem Norwegischen Ölmuseum in Stavanger

mit mehrwöchiger Vorlaufzeit planen, so dass auch der Trainingsplan darauf abgestimmt werden könnte. Im Februar kam es recht kurzfristig zu einer einwöchigen Dienstreise nach Norwegen. Mit dem Trainingsplan hat sich das nur durch Zufall und ein bisschen kreative Eigengestaltung halbwegs gut vereinbaren lassen. Und Stavanger ist eine angenehme Stadt für Läufer und andere Ausdauersportler. Es wird halt um diese Jahreszeit noch recht früh dunkel da oben im Norden. Da bietet es sich an, lange Einheiten zu splitten: zuerst draußen laufen und die Stadt erkunden und dann im Hotel noch das Ergometer ein bisschen quälen.

Virtuelle Wanderung zum Südpol – Die norwegischen Kollegen haben die Gelegenheit auch gleich genutzt und mich in ihr „HSSE Dream Team“ aufgenommen, das im Rahmen einer Aktion zur betrieblichen Gesundheitsförderung über einen Zeitraum von 42 Tagen Schritte sammelt. Bildschirmfoto 2019-03-03 um 20.44.12Ich habe mich zwar anfangs gewundert, warum die Norweger dabei von der Grenze des Eisschelfs zum Südpol wandern. Dann habe ich aber gelernt, dass ja Roald Amundsen seinen ursprünglichen Plan, den Nordpol als erster zu erreichen geändert hat, weil schon andere vor ihm dort gewesen sein sollen (waren sie vermutlich eh nicht). Dann hat er eben seine Expedition zum Südpol gemacht, und dort war er dann auch nachweislich als erster, 35 Tage vor Robert Scott. Ich bin weit vor der Deadline der Challenge am Südpol angekommen und weiß gerade nicht genau, wohin wir jetzt noch gehen – nach dem Motto, der Weg ist das Ziel.

Stabis – Wie meistens: zu wenig. Ich habe aber doch mit Bikram-Yoga  weiter gemacht. Das ist so eine Art Hassliebe geworden. Ich frage mich jedes Mal, warum ich mir die Hitze und den überfüllten Trainingsraum antue, aber danach tut es gut.

Das Wetter – Eigentlich erinnere ich mich kaum an das Wetter im abgelaufenen Monat. Die meiste Zeit war es winterlich kalt, aber ohne Schnee, in den letzten Tagen dann teilweise viel zu warm und sehr windig, ein paar Mal auch Regen. Die Temperaturen in Wien und Stavanger haben sich sehr ähnlich angefühlt.

fc7c3594-f410-438c-85ba-f6c375f82c59Zwei Wettkämpfe im Februar bei der VCM Winterlaufserie lieferten Ergebnisse zum Grübeln. Auf der Halbmarathondistanz werde ich einfach nicht schneller. Dafür konnte ich die sieben Kilometer um eine ganze Minute schneller laufen als im Vormonat und somit neuerlich eine persönliche Bestzeit aufstellen.

Das Trainingstagebuch ergab für Februar dann letztendlich folgende Statistik für 47 Trainingseinheiten im Gesamtumfang von 47 Stunden:

  • Laufen (28x): 238 km … … … … … … bisheriges Jahr gesamt: 491 km
  • Radfahren/Ergometer (7x): 0/293 km … bisheriges Jahr gesamt: 0/630 km
  • Schwimmen, Bahn (8x): 15,0 km … … bisheriges Jahr gesamt: 29,3 km
  • Stabi-Training (2x): 45 min
  • Yoga (2x): 3 Stunden 10 Minuten

Ich mag Podo

Genau zwei Monate nach meinem ersten vollen IRONMAN bin ich gestern auf meiner zweiten Triathlon-Halbdistanz gestartet – und es war wieder ein richtig schönes Erlebnis in Podersdorf vulgo Podo. Vorgenommen hatte ich mir eine Verbesserung meiner Zeit im Vergleich zum Vorjahr (6 Stunden 24 Minuten), gewünscht hatte ich mir eine Zeit in der Nähe von 6 Stunden, und geworden sind es schlussendlich 5 Stunden 59 Minuten.

Check-in

Für das Wochenende war wechselhaftes Wetter angekündigt mit einigen teils heftigen Gewittern und lokalen Überflutungen. So gesehen war die Wettervorschau von Google richtig sympathisch, denn war die Niederschlagswahrscheinlichkeit zwischen 10 Uhr und 17:00 relativ gering. Der Check-in in die Wechselzone begann um 8:30. Ich stand pünktlich in der Schlange der Wartenden, und ebenso pünktlich kam einer der schwersten Wolkenbrüche des ganzen Tages. Innerhalb von zwei Minuten war ich bis auf die Haut komplett nass. Nachdem ich das Rad abgestellt und alle Sachen in Müllsäcken geschützt hergerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Toiletten des Strandbads. Dort gibt es einen Wandfön, mit dem ich mich trocknen und aufwärmen konnte, bevor ich mir den Neo anzog. Das funktionierte wunderbar, verkürzte die Wartezeit bis zum Start und vertrieb potentiell negative Gedanken.

Schwimmen

Die Wind blies kräftig, die Wellen waren ungefähr genauso hoch wie letztes Jahr und kamen aus derselben Richtung – also nichts Neues. Nur die Zeit war um fast fünf Minuten besser.

Wechselzonec076cd04-1fed-489d-a5aa-7750cd05626d

Die Radschuhe waren im Plastiksack tatsächlich trocken geblieben. Im Gegensatz zum Vorjahr hatte ich die Gels schon in das Tri-Top gepackt, somit vergaß ich meine Verpflegung dieses Mal nicht in der Wechselzone und sparte mir auch ein paar Handgriffe. Die halbe Käsesemmel vom Frühstück nahm ich mit auf die Strecke, um auf dem Weg nach Frauenkirchen mein zweite Frühstück einzunehmen. Die Zuschauer am Ausgang der Wechselzone hatten ihren Spaß bei meinem Anblick (ich auch).

Radfahren

Auch die drei Runden auf dem 30-km-Radkurs waren windig. Es gab viel Seitenwind, ähnlich wie im Vorjahr. Zwischendurch regnete es leicht, so dass stellenweise in der zweiten Runde die Straße nass war und man den Lacken ausweichen wollte. In der dritten Runde war fast alles schon wieder aufgetrocknet. Auf den ersten zwei Runden konnte ich ein paar Leute überholen. Insgesamt war ich zehn Minuten schneller als im Vorjahr (gleich schnell wie vor zwei Jahren mit ganz wenig Wind bzw. in meiner Erinnerung nur Rückenwind bis Frauenkirchen).

Nach 4:03 kam ich wieder in der Wechselzone an. Ich hatte inzwischen schon ein bisschen zu rechnen begonnen. Um in die Nähe der sechs Stunden zu kommen brauchte es jetzt einen Halbmarathon um die zwei Stunden.

Laufen

Die Laufschuhe waren vom morgendlichen Regenguss natürlich noch nass – auch o.k. Ich kramte noch die Schirmkappe aus dem Rucksack raus, weil ich auf der Laufstrecke mit Regen rechnete und den Durchblick (Brille!) dabei nicht verlieren wollte. Es regnete tatsächlich zweimal, aber beim Laufen macht das nichts. Die Schuhe waren sowieso schon nass, die Temperatur war angenehm, und das Laufen fühlte sich gut an. Da machte sich der Yoga-Block der letzten sechs Wochen in Form von Kraft und Stabilität richtig positiv bemerkbar. Die Zeit hatte ich im Auge, und die sechs Stunden schienen sich auszugehen – ich musste nur bis zum Schluss dranbleiben. Die letzten zwei Kilometer zogen sich gefühlsmäßig fürchterlich dahin. Aber dann war da immer noch der 5er am Beginn der großen Zeitnehmungstafel im Ziel, geschafft!

FazitIMG_3074

Das war ein richtig schönes Rennen: sechs Stunden lang konzentriert und fokussiert aber nicht verbissen geschwommen, geradelt und gelaufen. Da macht es riesige Freude, wenn das Wunschziel dabei als Ergebnis rauskommt.

Und ich wiederhole (mit Copy-&-Paste), was ich letztes Jahr an dieser Stelle schon geschrieben habe: Ich mag Podersdorf, ich mag den Seewinkel, diese ganz spezielle Landschaft. Ich mag es, drei Mal dieselbe Runde zu fahren. Ich mag es auch, die Laufstrecke hin- und her zu pendeln. Das ist für mich nicht langweilig, sondern bekommt immer mehr etwas Vertrautes. Ich glaube, ich werde wieder kommen.

PS

Auf Empfehlung des Coaches, sollte ich diesen Bewerb locker angehen, weil mit der Müdigkeit nach der Langdistanz in Klagenfurt ja noch kein g’scheites Training möglich wäre: „Wenn Du Podo auf ‚locker’ (so locker wie man halt einen 70.3 machen kann *fg*) machen willst, ist das kein Problem.“ Check! Der Trainingsplan hat perfekt gepasst – danke, Mike! Und die letzten Wochen waren dann doch auch mit ein paar „netten“ Trainingseinheiten gespickt.

Mein IRONMAN Austria 2018

Das ist eine Nachlese zu einem Sonntag voller Emotionen, der um 3:45 begann und um 0:15 mit einem Feuerwerk und einem Gruppenselfie endete. Dazwischen lagen 226 Kilometer zu Wasser, zu Radl und zu Fuß – und ganz viele tolle Menschen am Streckenrand. Der IRONMAN Austria 2018 war meine erste Triathlon-Langdistanz und ein Erlebnis, dessen Verarbeitung und Nachbereitung sowohl körperlich als auch mental und emotional etwas länger dauert als bei anderen Bewerben.

Das mit den Emotionen begann schon vor dem Start. Mir schießen ja bei der Hymne immer die Tränen in die Augen (auch jedes Jahr beim Vienna City Marathon). Die ersten Tränen waren noch zu unterdrücken, aber ein bisschen später ist die Emotion dann doch mit mir durchgegangen, und ich war so unendlich froh, dass meine Tochter Kiki einfach da war – ich drinnen im Startblock, sie draußen, zwischen uns das Absperrgitter lagen wir uns in den Armen.

IMG_7507_blogDann setzte sich doch die Konzentration durch. Am Weg zum Start war ich die einzige mit einer knallpinken Badehaube – auf der Suche nach der sogenannten „goggle washing area“, hochtrabender Ausdruck für eine kleine Plastikwanne mit etwas Wasser wenige Meter vor dem Start. Nach dem Waschen der Schwimmbrille war ich also noch mit Feinjustierungen beschäftigt (Brille und darüber die offizielle Badehaube aufsetzen), als ich schon direkt am Start stand und nicht gleich den anderen hinterherlief ins Wasser. Irgendwann begann der Moderator dann einen Spezialcountdown für mich (5-4-3-2-1), klatschte mit mir ab, und es ging ganz am Ende des Feldes los. Wie geplant fand ich eine gute Körperspannung und einen guten Rhythmus, das Orientieren funktionierte, ein paar Wellen störten nur wenig, beim Stau bei der ersten Wendeboje nahm ich mich ein bisschen zurück. Dann ging es an zwei Richtungsbojen weiter zur zweiten Wendeboje, wo mich die Richtungsbojen zurück zuerst ein wenig verwirrten – aber mit dem großen Gebäude beim Lorettobad im Hintergrund und den vielen Richtungsbojen war der Weg zum Lendkanal gar nicht zu verfehlen. Zwei Dreiecksbojen markierten den Eingang zum Lendkanal, das Getümmel wurde ein bisschen dichter, ab und zu gab es Berührungen. Ich blieb in der Mitte und hielt meinen Rhythmus. IMG_7525_blogRelativ bald entdeckte ich meine Supporter am Ufer, die mich tatsächlich erkannten und dann mit mir mitwanderten. In der Nähe des Ziels gab es erste Anzeichen eines Wadenkrampfes – aber das hatte ich in den letzten Wochen auch geübt. Wenn ich mit Neo schwimme, weiß ich, wie ich Krämpfe beim Schwimmen in Schach halten kann. Beim Schwimmausstieg gab es eine Heerschar von Helfern, und nach den Anzeichen von Krampf ließ ich mir da gerne aus dem Wasser helfen! Ich hörte etwas von 1:35 und dachte nur: „Super, unter 1:40 geblieben“ – meine Schwimmzeit war aber letztendlich 1:29:29. Das hätte ich mich vorher für 3,8 Kilometer zwar gewünscht aber nicht zugetraut.

Mein größtes Problem nach dem Schwimmen war, dass ich schon so dringend aufs Klo musste. Ich glaube, ich habe nicht nur das Maltodextrin am Start sondern den halben Wörthersee ausgetrunken. Dieses Mal habe ich nach dem Umziehen auch meine Verpflegung wie geplant ins Trikot gestopft und außerdem am Weg zum Rad noch ein paar Bissen von der Käsesemmel genommen.

Nach einer Stunde und 45 Minuten ging es dann auf die Radstrecke. Familie, Freunde und Vereinskollegen vom Team Sportordination (TSO) standen lautstark an der Radwende, um mich gebührend zu verabschieden. Ich hatte die Radstrecke im Mai schon kennengelernt, fühlte mich wohl und hatte Spaß am Radeln. Beim ersten steileren Anstieg, dem Ribnighügel, wurde ich von einer weiteren Gruppe von Freunden und TSO-Vereinskollegen erwartet und frenetisch angefeuert. Insgesamt waren mehr als 30 Personen in unterschiedlichen Gruppen auf der gesamten Strecke verteilt – gefühlt waren die TSO-Supporter also immer und überall. IMG_2868So war es nicht schwer, immer wieder mit einem breiten Grinser auch die heftigeren Anstiege hinauf zu strampeln. Auch am berühmten Rupertiberg stand jemand vom Verein: Matthias war schon um 6:30 mit dem Rad losgefahren, um sich zu positionieren. Und dann in Klagenfurt bei der Radwende (nach einem Boxenstopp bei der Labestation) standen sie auch wieder, und gleich danach am Beginn der Süduferstraße – immer und überall Team Sportordination (TSO) & Co.! Ich war erstaunlich gut in der Zeit und machte mir Gedanken, ob ich vielleicht überpowert hätte. Die zweiten 90 Kilometer fühlten sich immer noch  gut an, die Supporter waren noch immer an denselben Stellen und mindestens so laut und motiviert wie schon Stunden davor. Vor den zwei Anstiegen blieb ich nun jeweils kurz stehen, um Gel und Getränke (= Energie) zu mir zu nehmen. Dann war ich nach 7:08:00 mit den 180 Kilometern fertig. Zwei Gedanken beschäftigten mich auf den letzten 25 Kilometern am Rad: 1. Wie soll das funktionieren, jetzt auch noch einen Marathon zu laufen? Ein bisschen laufen nach dem Radeln (= koppeln) ja, aber 42,2 Kilometer? Und 2. erschienen nun die 14 Stunden nicht mehr ganz unrealistisch. Logisch und im Nachhinein betrachtet passen Gedanke 1 und Gedanke 2 eigentlich nicht ganz zusammen. Man kann also doch nicht mehr so klar denken nach neun Stunden Sport, aber Marathon laufen geht auch dann noch.

Nach einem kompletten Outfitwechsel ging es auf die Laufstrecke. Wieder war relativ rasch ein Rhythmus gefunden. Das Laufen fühlte sich langsam an, aber viel schneller wäre auch nicht (lange gut) gegangen. Immerhin konnte ich kontinuierlich andere Läufer überholen. Viele gingen mehr als dass sie liefen. 45753a2b-7c72-49bc-9984-2429c201dbf0Mein Ziel war es, den Marathon durchzulaufen – und das hat funktioniert. Nur bei den Labestationen bin ich gegangen, weil ich es hasse, mich mit Getränken anzuschütten. Ich nahm bewusst regelmäßig Wasser und Iso, probierte die Pizza und die Salzcracker (beides nix für mich) und blieb schlussendlich bei meinen eigenen Gels und einem Stück Banane. Gedanklich portionierte ich die Strecke und lief so eine überschaubare Etappe nach der anderen. Und immer wieder waren da die TSO-Supporter, die anfeuerten, klatschten und fotografierten. Es war jedes Mal aufs Neue eine Freude! Tempo, Konzentration und Motivation waren auf einem ganz eigenartigen Energielevel – nicht extrem hoch, aber irgendwie total ausbalanciert und fokussiert.

Bei Kilometer 40 stand meine Nichte Lisa mit ihrer Laufadoptivfamilie, bei Kilometer 41 meine Tochter Kiki und Freunde. Die letzten zwei Kilometer lief ich mit einem Dauergrinsen und einer tiefen inneren Freude – und mit dem Blick auf die Uhr: die 14 Stunden würden sich ganz leicht ausgehen! Das war mein Plan A (Untertitel: „Wunschtraum“ – nicht ganz realistisch; funktioniert nur, wenn alles perfekt passt). Plan B wäre so um die 15 Stunden gewesen und den Marathon durchzulaufen. Plan C wäre das Finishen (auch mit Gehen) in 17 Stunden gewesen.

Wenige Meter vor dem Zielkanal stand noch eine TSO-Gruppe am Streckenrand. 6696390f-fec4-4e06-9b26-0517c340fbcfDann kam die letzte Kurve, und der Zieleinlauf begann. Jetzt nahm ich keine Details und auch keine Einzelpersonen mehr wahr. Alles war rot, laut, voller Menschen, und ich lief mit einem Grinser bis zum Zielbogen. Dort drehte ich mich noch einmal um und sah Kiki, die sich bis ganz nach vorne gekämpft hatte, und ich konnte Ihr doch noch zujubeln. Wenige Minuten später war sie es dann, der vor lauter Emotionen die Tränen gekommen sind – und wir sind uns im Ziel so wie in der Früh am Start in den Armen gelegen.

Gut, dass Kiki und Alex L. einige Videoclips gedreht haben. So habe ich im Nachhinein die berühmten Wort „Rosa, you are an Ironman“ auf meinem privaten Wettkampfvideo doch noch mitbekommen.

(Musik im Video: Accelerator / von Dag Reinbott / https://www.terrasound.de)
(Fotos: Kiki Z., Walter F., Alex L., Lisa F.)

Lust auf einen Triathlon

Ich soll mir ja derzeit keinen Stress mit dem Training machen, schreibt mein Trainer. Und dann hat er bei ein paar Einheiten am Trainingsplan auch noch „nach Lust und Laune“ dazugeschrieben. Na dann: Da ich Lust auf einen Triathlon hatte, habe ich heute nicht 90 Minuten GAT1 am Rad (laut Trainingsplan) gemacht, sondern den Sprint beim Vienna Triathlon auf der Donauinsel in 1:29:29. Die vorgegebene Trainingszeit hätte somit gepasst, die Intensität nicht so ganz 😉

Die Regeneration nach der Halbdistanz vor einer Woche hat sehr gut funktioniert. Sonst hätte ich diesen Sprint-Triathlon heute auch nicht gemacht. Außerdem mache ich so brav Stabis, dass alle meine Problembereiche ganz gut unter Kontrolle sind. Und schlussendlich wäre es ja auch schade um die Form!

Die Anreise hat auch was für sich. Nachdem die U1 in den Süden verlängert worden ist, steige ich vor der Haustür mit Rad und Rucksack in die U-Bahn ein und nach weniger als 20 Minuten direkt bei der Wechselzone wieder aus.

Ob ich mir etwas vorgenommen hatte für heute? Ja:

  • Spaß haben — ist ja eh ein Training
  • Beim Schwimmen (ein bisschen) Gas geben — für meine Verhältnisse 😉
  • Beim Radeln und beim Laufen nicht dosieren (wie üblich), sondern richtig Gas geben — aber ohne dass etwas weh tut

Und es hat funktioniert: Es war ein schöner Bewerb, ich bin nicht als letzte aus dem Wasser gekommen, habe auf der Radstrecke einige aufgeklaubt und überholt, ebenso beim Laufen — sozusagen das Feld von hinten aufgerollt.ViennaTriRadl

Schön, dass es den Vienna Triathlon mit neuem (sehr erfahrenen) Veranstalter wieder gibt. Hoffentlich bleibt mir mein Heimtriathlon in der Stadt auch in Zukunft erhalten.